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Vuk Draskovic Porträt

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Berichte Serbien
Vuk Draskovic: Die Rückkehr des „Königs der Plätze“

„König der Plätze“ so lautet der serbische Spitzename für den neuen Außenminister des Staatenbundes Serbien-Montenegro, Vuk Draskovic. Denn der begabte Demagoge, Schriftsteller und Politiker Vuk Draskovic hat alle seine Kundgebungen immer auf großen Plätzen in Belgrad und anderen Städten abgehalten. Draskovic ist der Ansicht, dass Serbien eine „neue. Offensive Diplomatie“ braucht und dass die konstitutionelle Monarchie die „beste Botschaft für Brüssel und die gesamte demokratische Welt wäre, weil Serbien so zu seiner Geschichte zurückkehren und sich der demokratischen Familie in der modernen Welt anschließen würde“. Doch diese Form der Rückkehr ist höchst un-gewiss, denn bestenfalls 20 Prozent der Serbien sind für die Monarchie. Auch Vuk Draskovic hat auf seinem Weg zum Monarchisten einen sehr langen Weg zurückgelegt.

Begonnen hat Draskovic als Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation unter Tito. Nach seinem Jus-Studium in Belgrad arbeitete er für die staatliche Nachrichten-agentur Tanjug unter anderem als Korrespondent in Lusaka. Von diesem Posten wurde er vorzeitig abberufen, weil er einen Bericht über den Kriegsausbruch zwischen Rhodesien und Zambia verfasste, über einen Krieg, der nicht stattfand.

Nach einem journalistischen und politischen Zwischenspiel bei den kommunistischen Gewerkschaften begann Draskovic seine eigentliche politische Karriere 1990 gemeinsam mit dem Ultranationalisten Vojislav Seselj, der nunmehr vor dem Haager Tribunal auf seinen Prozess wegen Kriegsverbrechen wartet. Draskovic gründete die SPO, die Serbi-sche Erneuerungsbewegung“ und wurde rasch populärster und nationalistischster Gegner von Slobodan Milosevic. Das hinderte Draskovic jedoch nie, die serbische Opposition zu spalten und schließlich 1999 sogar mit Milosevic einige Monate eine Koalition zu bilden. Im Oktober überlebte Draskovic einen inszenierten Verkehrsunfall und im Jahre 2000 ein weiteres Attentat in Montenegro für das ebenfalls Milosevics serbischer Geheimdienst verantwortlich war. Trotzdem war Draskovic nicht bereit, sich der von Zoran Djindjic geführten Oppositionsbewegung DOS anzuschließen, die im Oktober 2000 den Sturz Milosevics herbeiführte. Draskovic bezahlte sein Abseitsstehen mit dem Sturz in die politische Bedeutungslosigkeit, doch bei der vorgezogenen Wahl im Dezember 2003 kehrte die SPO als Kleinpartei ins Parlament zurück. Als Partner von Ministerpräsident Vojislav Kostunica ist Draskovic nun Außenminister, doch Gestalter der Außenpolitik wird er wohl nicht sein. Dazu fehlen ihm die innenpolitische Macht und das Vertrauen des Westens, der Darskovic als politisches Chamäleon betrachtet, dem nur eines geblieben ist: seine pathetische, emotionelle Rhetorik und seine Selbstdarstellung als Leidender für das serbische Volk. Doch wer weiß? Vielleicht wird Vuk Draskovic alle überraschen und als Außenminister nun die seriöse Seite in seinem politischen Leben beginnen?

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