× Logo Mobil

Auf zum letzten Gefecht ?

Zeitung
Kleine Zeitung
Berichte Serbien
In Jugoslawien wird es am 8 Oktober eine Stichwahl um das Amt des jugoslawischen Präsidenten geben. Das hat die Wahlkom-mission gestern in Belgrad bekannt gegeben. Am zweiten Wahlgang teilnehmen können Vojislav Kostunica und Amtsinhaber Slobodan Milosevic. Doch die Teilnahme der Opposition an diesem zweiten Wahlgang ist keineswegs sicher. Nach Angaben der Wahlkommission entfielen auf Vojislav Kostunica 2, 47 Millionen Stimmen; Slobodan Milosevic erreichte 1,95 Millionen Stimmen. In Prozenten ausgedrückt: 48,96 Prozent für Kostunica und 38,62 Prozent für Slobodan Milosevic. Die anderen drei Kandidaten landeten weit abeschlagen dahinter. Die Zahl der Wähler mit 5 Millionen angebeben, die Wahlbeteiligung liegt somit bei knapp 70 Prozent. Beschlossen wurde dieses Ergebnis von 10 Mitgliedern der Kommission, dagegen stimmten drei oppositionelle Mitglieder der Wahlkommission. Der Vertreter der Radikalen Partei war nicht anwesend.

Die Opposition kritisiert, daß sie keine Möglichkeit bekommen habe, daß von der Wahlkommission vorgelegte Ergebnis zu über-prüfen. Nach Angaben des oppositionellen Vertreters Sinisa Nikoloic wurde die Zahl der Wahlberechtigten von mehr als 7,8 auf 7,2 Millionen reduziert. Begründet wird das von der Wahlkommission damit, daß aus etwa 300 Wahlkreisen im Kosovo keine Ergebnisse eingelangt seien. Gegenüber den von der Kommission vorgestern gemachten Angaben hat sich der Rückstand von Milosevic auf Kostunica sogar noch um 60.000 Stimmen erhöht. Da Kostunica aber nach offiziellen Angaben knapp unter 50 Prozent geblieben ist, wird es einen zweiten Wahlgang geben. Offen ist, ob die Opposition daran teilnimmt, Bei den Massendemonstrationen in der Nacht in Belgrad und anderen Jugoslawischen Städten lehnten Kostunica und die Opposition einen zweiten Durchgang ab. Insgesamt gingen in Belgrad und anderen serbischen Städten Hunderttausende Bürger auf die Straße.

Vor allem das Stadtzentrum von Belgrad war überschwemmt mit Menschen. In der jugoslawischen Hauptstadt sollem 200.000 Bürger auf den Beinen gewesen sein. Die genau Zahl vermochte niemand zu sagen, nicht nur in Belgrad, sondern auch in Nis, Novi Sad und Kragujevac, sowie in anderen serbischen Städten. Die Demonsrationen verliefen friedlich, dafür hatten Würstelstände, Grills, und Pizzerien Hochbetrieb.

Ursprünglich hätten Rassel oder Ratsche das einzige Lärminstrument der oppositionelen Demonstranten in Belgrad sein sollen. Denn ein serbisches Sprichwort lautet: „Er ist zersprungen wie eine Rassel“ – d.h., er ist fertig, wobei Slobodan Milosevic gemeint wird. Statt der Rassel waren am Nachmittag bereits weit lautere und stärkere Geräusche vor dem Bundesparlament zu hören, wo die Kundgebung geplant war. Denn die Bühne für die Siegesfeier von Präsidentschaftskandidat Vojislav Kostunica mußte auf Anordnung der Polizei wieder abgebaut werden. Anlaß dazu war ein Antrag der Zentralen Wahlkommission, die im Parlament tagt und bei der Opposition nicht besonders beliebt ist. Gegen den Abbau protestierten die vorbeifahrenden Belgrader unüberhörbar und mehrere Stunden lang. Schließlich fand die Versammlung dann auf dem Platz der Republik im Zentrum statt.

Facebook Facebook