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Begräbnis Djindjic in Belgrad

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
Durch die Straßen Belgrad führte der Trauerzug mit dem Sarg von Zoran Djindjic zum neuen Friedhof der Stadt. An der Spitze marschierte eine Abordnung der Streitkräfte, gefolgt von geistlichen Würdenträgern aller Religionen und Djindjics Freunden und politischen Wegge-fährten Zehntausende Serben gaben dem ermordeten Ministerpräsidenten das letzte Geleit. Die Trauer um den politischen Reformer stand vielen ins Gesicht geschrieben. Gezeichnet von dem Mord waren am offenen Grab auch Mutter, Witwe, die 13-jährige Tochter und der zehnjährige Sohn. Den Schmerz der Familie teilt die große Mehrheit der Serben auch deshalb, weil das Land nun vor neuen Ungewißheiten steht. So ist die Trauer um Djindjic größer als es dessen Popularität in Serbien je war. Politischen Weggefährte wie Zoran Zivkovic schworen, dessen Weg nach Europa und die Reformen fortzusetzen. Zivkovic war Bürgermeister von Belgrad, jugoslawischer Innenminister und ist nun aussichtsreichster Kandidat für die Nach-folge von Djindjic als Ministerpräsident. Auch viele Spitzenpolitiker vor allem aus Europa nahmen am Begräbnis teil. Für die EU waren Kommissionspräsident Romano Prodi und der griechische Außenminister als Vertreter der EU-Präsidentschaft in Belgrad. Doch auch Erhard Busek als Koordinator des EU-Stabilitätspaktes und der Generalsekretär des Europarates, der Östereicher Walter Schwimmer, nahmen am Begräbnis teil. Die meisten Nachbarstaaten aber auch Österreich war durch ihre Regierungschefs vertreten. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel kämpfte zeitweise mit den Tränen, er hat Zoran Djindjic sehr gut gekannt, der auch einige Zeit in Wien gelebt hat. Schüssel wertete die hochrangige Präsenz der EU und der Nachbar-staaten als Zeichen der Solidarität, die Serbien nun dringend brauche. Nötig sei konkrete Hilfe statt vieler Versprechen, doch müsse auch auf die Psychologie der Serben eingegangen werden. So dürfe die junge Demokratie nicht überfordert werden, betonte Schüssel; das war wohl eine Anspielung auf die Rolle des Haager Tribunals. Denn die serbische Führung macht ein Zusammenspiel zwischen Kriminellen und mutmaßlichen Kriegsverbrechen für den Mordanschlag verantwortlich. Mehr als 180 Personen wurden bisher verhaftet, doch die Drahtzieher sind noch flüchtig. Begonnen haben die Trauerfeierlichkeiten für Zoran Djindjic am Vormittag in der Kathedrale des Heiligen Sava, in der der Sarg des Ministerpräsidenten zunächst aufgebahrt war.
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