× Logo Mobil

Südserbien: Europas neuer Krisenherd

Zeitung
Kleine Zeitung
Berichte Serbien
Die Anschläge albanischer Extremisten in Südserbien an der Grenze zum Kosovo haben diese Region zum größten Krisenherd in Europa werden lassen. Denn ein umfassender bewaffneter Kon-flikt in diesem Gebiet könnte massive Auswirkungen nicht nur auf den Kosovo und Mazedonien haben, sondern zur Instabilität in der gesamten Region beitragen. Obwohl bei den Anschlägen albanischer Extremisten bereits mehrere serbische Polizisten getötet wurden, hat die neue demokratische Führung in Belgrad bisher nur defensiv reagiert. Belgrad will die Krise mit friedlichen Mitteln und mit Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft lösen. Diese Strategie hat die Position Jugoslawiens international beträchtlich verbessert und die Stellung der Albaner gleichermaßen Geschwächt.

Wie unsicher Südserbien derzeit ist, macht ein Besuch beim Stützpunkt der serbischen Polizei weniger Kilometer vor der südserbischen Stadt Bujanovac deutlich. Immer wieder sind kleinere Schlüsselwechsel zwischen Polizisten und albanischen Extremisten zu hören. Wenige hundert Meter vom Stützpunkt entfernt wurden drei serbische Polizisten getötet als ihr Fahrzeug auf eine Mine auffuhr. Etwa 100.000 Albaner sollen in Südserbien leben; Mit ihren politischen Vertretern hat der Generalsekretär des Außenministeriums, Albert Rohan, in den Städten Presevo und Bujanovac gesprochen. Die Albaner beklagen vor allem eine jahrelange Diskriminierung bei der Aufnahme in die Polizei, in den Staatsdienst oder in öffentlichen Betrie-ben. Hinzu kommt die hohe Arbeitslosigkeit, die nur durch Schmuggel und Gastarbeiter gemindert wird.

In Bujanovac traf Rohan auch mit Serbiens stellvertretendem Ministerpräsidenten Nebojsa Covic zusammen. Covic und Rohan sind sich darüber einig, daß eine Eskalation der Krise in Südserbien zur Neuauflage der „albanischen Frage“ führen und damit die gesamte Region gefährden könnte; einig sind sich die beiden auch, daß die Albaner nach Jahren der Diskriminierung völlig in die serbische Gesellschaft inte-griert werden müssen. Dies ist auch Teil des Friedensplans, den Covic jüngst vorgelegt hat. Als erste Schritte sollen jedoch die albanischen Extremisten entwaffnet sowie die serbi-sche Sonderpolizei und die jugoslawischen Stretkräfte abge-zogen werden. Rohan befürwortet darüber hinaus auch die Prä-senz einer internationalen Militär- oder Polizeieinheit in Südserbien, ein Vorschlag, dem Covic reserviert gegenüber steht. Vorbehalte hat Covic vor allem dagegen, daß die alba-nische Verhandlungsdelegation von einem Vertreter der Extre-misten geführt wird. Noch weit schwieriger als die Frage wird jedoch die interne Zerstrittenheit der Albaner zu überwinden sein, die sich nur mühsam auf eine gemeinsame Verhandlungs-position haben einigen können. Entscheidend dafür dürfte nicht zuletzt die Bereitschaft der NATO gewesen sein, die entmili-tarisierte Zone zum Kosovo zu verkleinern, die von den Extre-misten als Aufmarschgebiet genutzt wird.

Facebook Facebook