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Milosevic Strategie in Den Haag

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
Drei Wochen dauert nun bereits der Prozeß gegen Slobodan Milosevic in Den Haag. Obwohl Milosevic das Tribunal nicht anerkennt und angeblich auch keine Dokumente des Tribunals liest, hat sich der ehemalige jugoslawische Präsident als außerordentlich gut informiert ge-zeigt. Auch persönliche Details über Zeugen der Anklage waren Milosevic bekannt.

Während albanische Zeugen von Vertreibungen und Morden im Kosovo berichten, stellt Milosevic die Ereignisse im Kosovo als Kampf gegen den Terrorismus dar. Dieses Verhaltensmuster ist nicht neu. Neu ist jedoch, mit welchem Detailwissen Milosevic die Zeugen der Anklage zu erschüttern versucht. So fragte Milosevic einen Albaner, ob es richtig sei, daß zwischen seinem Haus und der Bushaltestelle Gebäude des Unternehmens Kosovo-Wein und eine Polizeistation lägen, und daß er von Ihrem Haus die Haltestelle überhaupt nicht sehen könne.

Auch über die Familienverhältnisse der Zeugen zeigte sich Milosevic bisher sehr gut infor-miert, wie folgendes Beispiel zeigt. So fragte Milosevic einen Kosovo-Albaner: „Wissen Sie, daß der ermordete Polizist Vranovci, den ich gestern erwähnt habe, ebenfalls ein Albaner und auch der Onkel Ihres Verwandten, Naim Berisha, war.“ Klar ist, daß Milosevic allein das umfassende Material des Tribunals nicht bewältigen könnte, um derart vorbereitet zu sein. Jim Landale, der Sprecher des Tribunals will Milosevics Wissen und Strategie nicht kommen-tieren. Zu seinen Kommunikationsmöglichkeiten teilt Landale jedoch mit, daß der Angeklagte Telefon und Fax benutzen dürfe, um Unterlagen und Dokumente zu erhalten, wobei diese Papiere vom Tribunal kontrolliert würden. Diesen Umstand hat Milosevic bereits mehrmals beklagt.

Doch wer schickt Milosevic die Faxe? Milosevic hat sechs Anwälte als Rechtsberater. Hinzu kommt in Belgrad ein Komitee für die Freiheit von Milosevic, das von Mitgliedern seiner Sozialistischen Partei, SPS, geleitet wird. Viele ihrer Funktionäre könnten an der Sichtung von Materialien und an der Sammlung von Informationen beteiligt sein. Nach Angaben serbischer Medien soll die SPS versucht haben alle früheren Bürgermeister im Kosovo zu engagieren, die diesen Prozeß mit offenen Augen verfolgen. Sie haben möglicherweise zeitgerecht Kopien der Anklage erhalten. Diese Bürgermeister könnten Milosevic helfen, wenn sie Namenslisten durchsehen, damit er auf einige Anklagepunkte oder Zeugen reagieren kann.

Auch in den Niederlanden soll Milosevic über ein Expertenteam verfügen, das alle Papiere sichtet. Die Arbeit dieses Teams soll der flüchtige Sohn Marko Milosevic von Kasachstan aus finanzieren; doch eine Bestätigung dafür gibt es nicht. Auch über die Herkunft der Informa-tionen gibt es nur Spekulationen. So schreibt die Wochenzeitung „Nedeljni Telegraf“ daß Milosevic bereits Ende 1999 noch als Präsident verlangt habe, daß ihm das gesamte Militär-archiv zum Kosovo-Krieg übergeben werde. Von diesen Tausenden Seiten fehlt nun angeb-lich jede Spur. Außerdem soll Milosevic auf CD ein Kopie des Archivs des serbischen Innen-ministeriums über die albanische Befreiungsbewegung UCK erhalten haben. Weiters soll Milosevic auch eine 6.000 Seiten umfassende Dokumentation über Verbrechen der UCK verwenden, die Belgrad nach dem Machtwechsel dem Tribunal übergeben hat. Belgrad bestreitet all diese Spekulationen, doch an Milosevics ausgezeichneten Quelle ändert das Dementi natürlich nichts.
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