Wahlanalyse
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Berichte Serbien
Gerettet hat Labus den Einzug in die Stichwahl sein Sieg in der Vojvodina, nicht zuletzt durch die Stimmen der Minderheiten und Belgrad. Zwar liegt Labus in Belgrad hinter Kostunica nur auf Platz zwei doch weit vor dem Ultranationa-listen Vojislav Seselj, der in der Vojvodina sogar vor Kostunica auf Platz zwei landete. Seine soziale Basis in dieser Provinz bilden Wähler, die noch vor dem Zerfall Jugoslawiens zuwanderten, Flüchtlinge und auch Arbeitslose. Am schwächsten schnitt Seselj in Belgrad ab, trotzdem sind er und seine Radikale Partei der Sieger der Wahl. Mit 23 Prozent konnte sich Seselj wieder als dritte politische Kraft etablieren. Profitiert hat er von der niedrigen Wahlbeteiligung, seiner diziplinierten Wählerschaft und von der Wahlempfehlung durch Slobodan Milosevic. Dessen gespaltene Partei SPS kam insgesamt auf weniger als fünf Prozent und ist praktisch tot. Auf dem linken politischen Spektrum gibt es der-zeit keine politische Kraft.
Zu den klaren Wahlverlierern zählt auch der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic. Mit Ausnahme von Labus nutzen alle anderen Kandidaten den Wahl-kampf zu massiven Angriffen auf die Regierung und machten die Wahl so zu einer Abstimmung über deren Reformpolitik. Vorgezogene Parlamentswahlen werden somit immer wahrscheinlicher, vor allem dann wenn Kostunica wie erwartet die Stichwahl gewinnt. Scheitert diese an zu geringer Beteiligung, muß die gesamte Wahl wiederholt werden. Tritt dieses Szenario ein, könnte die Ago-nie der Regierung noch einige Monate länger dauern. Doch auch Parlaments-wahlen werden nur zur einer Stabilisierung führen, wenn Kostunica und Djindjic eine neue Basis finden. Nur dann wird es möglich sein, die Umwandlung Jugoslawiens in die Union Serbien und Montenegro zu bewältigen und die Reformen fortzusetzen. Finden die beiden Blöcke keinen Kompromiß, stehen Serbien düstere Zeiten bevor.