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Großer Bahnhof für Karl und Georg Habsburg in Serbien

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Berichte Serbien
Am 28. Juni jährt sich das Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo, das zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte, zum hundertsten Mal. Die Initiatoren des Attentates saßen damals in Serbien. Dieser Umstand und die Folgen des Ersten Weltkrieges belasteten das Verhältnis zwischen Wien und Belgrad viele Jahre. Umso größer war daher nun das Interesse in Belgrad am Besuch von Karl Habsburg, der nunmehr das Familienoberhaupt des Hauses Habsburg ist. Empfangen wurde Karl in Serbien wie ein ausländischer Spitzenpolitiker, berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Es war ein großer Bahnhof, den Serbien Karl Habsburg und seinem Bruder Georg bereitete. Empfangen haben das Familienoberhaupt und die Nummer Drei der Familienhierarchie Staatspräsident Tomislav Nikolic, der sozialistische Ministerpräsident Ivica Dacic und Patriarch Irinej. Im Gegensatz zu Österreich sieht Serbien in Karl und Georg die Nachfahren einer großen Dynastie, mit denen das Balkan-Land eine wechselvolle und nicht immer nur konfliktreiche Geschichte verbindet. Besonders ausgezeichnet wurde Karl in der nordserbischen Provinz Vojvodina, die bis 1918 zur Monarchie gehörte, und in der jedes Jahr noch der Siege von Prinz Eugen über die Türken gedacht wird. Im Regionalparlament in Novi Sad durfte Karl Habsburg heute eine Rede halten. Der Habsburger ist klar für den Beitritt Serbiens zur EU, eine Botschaft, die gerne gehört wird, weil Serbien vor schwierigen Beitrittsverhandlungen mit Brüssel steht. Seine Aufnahme bewertet Karl Habsburg so:

"Ich glaube, dass es eigentlich eine sehr gute Aufnahme war, weil man sehen muss, weil man sehen muss, dass es gerade auch in der serbischen Politik in den vergangenen Jahren doch eine sehr starke Wandlung von einer doch recht strikt antieuropäischen Haltung hin zu einer doch wesentlich positiveren Haltung hin zu Europa gekommen ist. Und es gibt ja Verhandlungen mit Serbien und das muss weiter fortgeführt werden, um dieses europäische Projekt weiter voranzutreiben."

Groß war das Medieninteresse am Besuch, wobei es auch um die Bewertung des Ersten Weltkrieges ging. Angesichts seiner Hauptschuld an den Zerfallskriegen im ehemaligen Jugoslawien reagiert Serbien besonders gereizt, wenn es glaubt, auch für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verantwortlich gemacht zu werden. Die Aussage des Habsburgers, Serbien sei nicht schuld am Weltkrieg, wurde in den Zeitungen daher groß gebracht. Eine Ausnahme bildete die Tageszeitung „Politika“. Da schrieb ein ehemaliger Redakteur der verflossenen sozialistischen „Arbeiterzeitung“ den Artikel, der den Titel trug: „Bürger Habsburg in Serbien“. In der „Politika“ fehlte auch die Anrede „von Habsburg“, die alle anderen Medien gebrauchten. Abgesehen von der „Politika“ fielen die Reaktionen auf den Besuch in Serbien positiv aus, das allerdings in den kommenden Monaten den Attentäter von Sarajewo, Gavrilo Princip, durch ein Denkmal ehren will. Dazu sagt Karl Habsburg:

"Ich muss sagen, es gibt natürlich wahnsinnig viele Denkmäler für Mörder; ob da jetzt noch eines mehr oder weniger dasteht, spielt glaube ich keine so große Rolle. Ehrlich gesagt habe ich auch keine persönlichen Empfindungen dafür. Ich finde es etwas Geschmacklos, aber mehr als das ist es nicht."

Daher setzten die Habsburger auch ein Zeichen der Aussöhnung. Sie legten nicht nur an den Gräbern der gefallenen Soldaten der Monarchie, sondern auch am Denkmal für die serbischen Verteidiger von Belgrad im Ersten Weltkrieg einen Kranz nieder.

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