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Staatsbegräbnis“ für Jovanka Broz

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Berichte Serbien
In Belgrad findet heute Mittag das Begräbnis der Witwe des kommunistischen Diktators Josip Broz Tito statt. Seine Frau Jovanka verstarb praktisch vor einer Woche in Belgrad im 89igsten Lebensjahr. Jovanka war 32 Jahre jünger als Tito; nach seinem Tod im Jahre 1980 wurde sie von der kommunistischen Führung unter Hausarrest gestellt. Jovanka lebte in ärmlichen Verhältnissen und ohne Papiere bis 2009; erst dann bekam sie eine Sozialversicherungskarte und einen Reisepass. Aus Belgrad berichtet über das bevorstehende Begräbnis unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Die serbische Regierung erfüllt heute Jovankas letzten Wunsch; daher wird sie im Tito-Mausoleum, im sogenannten „Haus der Blumen“ nur einige Meter neben dem Sarkophag ihres Mannes ihre letzte Ruhestätte finden. Das Begräbnis trägt Züge eines Staatsbegräbnisses. Eine militärische Ehrenformation wird Salut schießen, Ministerpräsident Ivica Dacic wird eine Rede halten. Das Begräbnis selbst findet im engsten Familienkreis statt, anschließend dürfen Bürger das Grab besuchen. 300.000 Personen besuchen pro Jahr Titos Grab; für die Jugo-Nostalgie gibt es vor allem materielle Gründe, erläutert in Belgrad der Meinungsforscher Srdjan Bogosavljevic:

„Die Jugo-Nostalgie ist nicht immer politisch motiviert; doch es gibt diesen Mythos vom schönen Leben in Jugoslawien, und zwar überall. Am geringsten ist er bei den Kroaten und Albanern, am stärksten bei den Mazedoniern und den Bosniern. Doch der gemeinsame Tenor lautet: früher war es besser. Die Jugo-Nostalgie wurde stärker vor allem nach dem Jahre 2009; ab diesem Zeitpunkt fiel der Lebensstandard drastisch, und dann begannen sich alle zu erinnern, wie das einst war.“

Politisch ist die Jugo-Nostalgie bedeutungslos; dafür sorgten Zerfallskriege und Nationalismus im ehemaligen Jugoslawien. Auf dem Weg Richtung EU arbeiten die ehemaligen Brudervölker aber wirtschaftlich wieder stärker zusammen, die einst den Staat bildeten, in dem Jovanka Broz die sogenannte „First Lady“ war.

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