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Zehn Jahre nach dem Attentat auf Zoran Djindjic

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Berichte Serbien
Heute vor 10 Jahren, wurde in Belgrad Zoran Djindjic, der erste demokratische gewählte Ministerpräsident Serbiens, erschossen. Seine Mörder waren eine Mischung aus Organisierter Kriminalität und Sonderpolizisten, die in den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien nicht nur Verbrechen verübten, sondern in Serbien auch politische Gegner des Milosevic-Regimes liquidierten. Dazu zählt schließlich der Reformer Zoran Djindjic, dessen Tod Serbien und den Balkan insgesamt wohl viele Jahre gekostet hat. Aus Belgrad berichtet wie bereits damals vor zehn Jahren auch heute unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Gegen 12 Uhr Mittag wollte Zoran Djindjic durch den Hintereingang die Regierung in Belgrad betreten. Er war durch eine Sportverletzung gehbehindert und der Scharfschütze der Polizei-Sondereinheit „Rote Barette“ hatte aus 300 Metern Entfernung leichtes Spiel. Serbien stand unter Schock, doch die Regierung handelte entschlossen. Sie verhängte den Ausnahmezustand und eine Verhaftungswelle setzte ein. Möglich war die rasche Reaktion, weil Djindjic die Abrechnung mit der Organisierten Kriminalität selbst vorbereitet hatte. Der Prozess gegen die Haupttäter ließ keine Zweifel an deren Urheberschaft und Motiven offen – Nein zum Haager Tribunal, Angst vor Verhaftung und Auslieferung an Den Haag. Unklar ist, ob es politische Hintermänner gab. Hier reichen die Spekulationen bis hin zu Slobodan Milosevic, der 2006 in einer Zelle des Tribunals starb. Seine Auslieferung am 28. Juni 2001 war wohl der schwerste politische Kraftakt, den Zoran Djindjic vollbringen musste; Djindjic verwies auch auf den 28. Juni, den Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, den Tag an dem Milosevic 1989 seine berüchtigte Rede im Kosovo hielt; Zoran Djindjic sagte:

„Genau vor 12 Jahren, rief Slobodan Milosevic unser Volk auf, das zu verwirklichen, was er die Ideale des himmlischen Serbien nannte. Das führte zu 12 Jahren Krieg, Katastrophen und zum Niedergang unseres Landes. Die serbische Regierung hat sich heute verpflichtet, die Ideale des irdischen Serbien zu verwirklichen; und zwar wegen der Zukunft unserer Kinder.“

Mit Djindjics Tod endete der Versuch der raschen Modernisierung Serbiens. Wie viel Zeit verloren ging, zeigt am deutlichsten das Kosovo Problem. Eine erste Initiative setzte Djindjic wenige Wochen vor seinem Tod: Dabei sollte die damalige Sozialministerin Gordana Matkovic eine Schlüsselrolle spielen; Gordana Matkovic:

„Djindjic sah vor allem zwei Dinge klar: diese Frage musste gelöst werden, damit sie Serbiens Reformen nicht sehr verzögert; zweitens würde uns eine Lösung aufgezwungen werden, sollten wir nicht selbst aktiv werden. Für uns ging es auch um Pensionsansprüche von Serben, die aus dem Kosovo geflohen waren. Daher wurde ich zum Chef des Verhandlungsteams ernannt; das erste Gespräch in Pristina hätte bereits am 15. März stattfinden sollen, doch Zoran wurde am 12. März ermordet.“

Zwar verhandeln die Ministerpräsidenten des Kosovo und Serbiens nun in Brüssel über eine Normalisierung, doch bis heute hat kein serbischer Minister Pristina besucht. Djindjics Partei ist nach ihrer Wahlniederlage im Vorjahr in der Krise, und nun haben ausgerechnet Milosevics Epigonen, Sozialisten und ehemalige Ultranationalisten, die Aufgabe, das Kosovo-Problem zu lösen und Serbien an die EU heranzuführen.

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