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Erster Besuch des kroatischen Regierungschefs Milanovic in Belgrad

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Berichte Serbien
Am Balkan wir heute ein wichtiger Schritt zur Stabilität und besseren Beziehungen gesetzt. Denn der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic kommt zu seinem ersten Besuch nach Serbien. Das Treffen mit Ministerpräsident Ivica Dacic ist das erste seit dem Machtwechsel in Belgrad und der erste Besuch eines kroatischen Regierungschefs seit drei Jahren. Probleme haben die beiden Staaten in großer Zahl, doch es gibt aus starke wirtschaftliche Interessen und das gemeinsame Ziel der EU-Integration, die eine weitere Normalisierung der bilateralen Beziehungen erfordern. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Das sensible Verhältnis zwischen Kroatien und Serbien wurde jüngst durch zwei Ereignisse belastet – einerseits durch den Freispruch für General Ante Gotovina in zweiter Instanz des Haager Tribunals. In Serbien rief das allgemeine Entrüstung hervor, wird doch gerade Gotovina für die Massenvertreibung kroatischer Serben bei Kriegsende verantwortlich gemacht. Im Gegenzug bezeichnete Serbiens nationalistischer Präsident Tomislav Nikolic Vukovar als serbische Stadt. Das empörte Kroatien, gilt doch Vukovar als Synonym für die Verbrechen serbischer Paramilitärs während des Krieges. Das Schicksal Vermisster und Vertriebener ist daher eines der Probleme, die beiden Ministerpräsidenten zu bewältigen haben. Hinzu kommen die ungeregelte Grenze an der Donau sowie Klage und Gegenklage wegen Kriegsverbrechen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Serbiens Ministerpräsident Ivica Dacic bewertete sein Treffen mit Zoran Milanovic daher so:

„Natürlich erwarte ich keine historischen Beschlüsse, doch es ist sehr wichtig, dass wir uns wieder auf ein Geleis begeben, wo wir eine Zusammenarbeit bei konkreten Themen haben. Es gibt viele gemeinsame Interessen, von der Wirtschaft bis hin zu allen Fragen, die durch den Krieg entstanden sind. Schließlich können wir auch auf dem Weg nach Europa zusammenarbeiten.“

Für bessere Beziehungen spricht vor allem die Wirtschaft. Serbien will sein massives Außenhandelsdefizit abbauen. Kroatien wiederum muss nach dem EU-Beitritt die Freihandelszone CEFTA verlassen und die Drittstaaten-Regelung der EU übernehmen. Durch höhere Zölle würden kroatische Waren dann viel teurer werden, sollte Serbien nicht zu Zugeständnissen bereit sein. Die Wirtschaft dürfte daher auch der Grund sein, warum es heute auf Initiative von Zoran Milanovic zu diesem Arbeitsbesuch kommt, der schon deshalb wichtig ist, wie Aussöhnung am Balkan ohne regionale Zusammenarbeit nicht zu erreichen ist.

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