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Patriarch Irinej zum Papstbesuch

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Im kommenden Jahr wird in der Stadt Nis der 1700. Jahrestag des sogenannten Mailänder Toleranzedikts gefeiert. Dadurch gewährte der römische Kaiser Konstantin allen Religionen im Reich die Freiheit der Religionsausübung. Für Nis ist dieses Ereignis besonders wichtig, weil Konstantin in dieser südserbischen Stadt geboren wurde. Die Hoffnung, dass an dieser Feier auch Papst Benedikt der 16. teilnehmen wird, schwinden jedoch immer mehr, obwohl der Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche persönlich dem Papst-Besuch durchaus positiv gegenübersteht. Diesen Widerspruch erläutert im Folgenden unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In der Vorwoche hat eine Delegation der Stiftung „Pro Oriente“ Serbin bsucht. Höhepunkt war ein Gespräch mit Patriarch Irinej und dem Nuntius der katholischen Kirche in Belgrad. Eine zentrale Frage war dabei, ob es noch Chancen für einen Besuch des Papstes gebe. Dazu sagte Patriarch Irinej:

„Meiner persönlichen Meinung nach wäre ein Besuch des Papstes anlässlich der Feier zum Mailänder Toleranzedikt wirklich nützlich für alle; ein derartiger Besuch würde niemandem schaden, sondern allen nur nützen: das würde dem Christentum nützen, das die Folgen der Spaltung aus dem 11. Jahrhundert spürt, die sich leider seit damals vertieft haben. Und es ist höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie dieses historische Problem überwunden werden kann, doch das muss auf der Grundlage der Gemeinsamkeiten geschehen, die wir in der Kirche und in der Bibel haben. Doch leider bestehen auch andere Probleme, bei denen es keine Einheit und keinen Wunsch gibt, sie zu lösen. So betrifft das auch diese Frage, und zwar bei uns und auch außerhalb unserer Kirche.“

Das größte Hindernis für den Papstbesuch ist das historisch belastete Verhältnis zwischen der serbischen Orthodoxie und der katholischen Kirche in Kroatien. Das betrifft noch immer den Zweiten Weltkrieg aber auch ungelöste Probleme aus den Zerfallskriegen in den 90iger Jahren. Zu diesem komplexen Verhältnis äußert sich Irinej so:

„Wir haben schon seit langem nützliche Beziehungen zwischen der Theologischen Fakultät in Belgrad und den katholischen Theologischen Fakultäten in Laibach und Agram; auch mit dem Nuntius und dem katholischen Erzbischof von Belgrad haben wir ausgezeichnete Beziehungen. Ein Problem in Kroatien ist die Rückgabe von Eigentum in Kroatien; viel wurde zurückgegeben aber nicht alles, und wir hoffen, dass auch diese Frage gelöst wird. Ein besonders Problem ist, dass nicht viel getan wird, dass die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren, und das die Rückkehrer auch ein normales Leben führen können. Die Führung Kroatiens will diese Frage in positivem Sinne lösen; doch der Weg von der Führung zum Volk ist eben lang.“

Irinej und eine Delegation der orthodoxen Kirche habe jüngst zum ersten Mal Agram besucht. Dabei trafen sie die kroatische Staatsführung und natürlich auch die kroatische Bischofskonferenz. Das ist ein erster Schritt auf einem langen Weg zur Normalisierung, die jedoch bis 2013 nicht zu erreichen sein wird, so sehr Patriarch Irinej persönlich auch Papst Benedikt als Theologen schätzen mag.

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