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Serbien als Geburtsort römischer Kaiser

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Berichte Serbien
Das Jahr 2013 markiert auch den 1700. Jahrestag der Erlassung des sogenannten Mailänder Toleranzedikts durch den römischen Kaiser Konstantin den Großen. Das Edikt bedeutete die Freiheit der Glaubensentscheidung für alle Religionen, und nicht nur für das Christentum, für das das Edikt von Nikomedia aus dem Jahre 211 viel bedeutender war, weil damit Kaiser Galerius die Christenverfolgung im Ostteil des Reiches beendet. Interessant und kaum bekannt ist, dass beide römischen Kaiser auf dem Territorium des heutigen Serbien geboren wurde, Konstantin in Nis und Galerius in der Nähe von Zajecar. Diese Geburtsorte sind vielleicht kein reiner Zufall, berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Neben Konstantin dem Großen und Galerius wurden noch weitere 15 römische Kaiser auf dem Gebiet des heutigen Serbien geboren. Viele von ihnen waren Soldatenkaiser: Warum sie aus dem heutigen Serbien stammten, erläutert der Archäologe Vladimir Michajlovic von der Universität in Novi Sad so:

„Das waren Grenzprovinzen, und diese Kaiser wurden vor allem in der sogenannten „Krise des dritten Jahrhunderts“ geboren. Diese Illyrischen Truppen waren bekannt, und die Kaiser entstammten einem militärischen Umfeld, bzw. sie waren zuerst Soldaten und stiegen dann in der militärischen Hierarchie auf. Über die Macht entschieden damals die Truppen, und wen sie unterstützten, der wurde Herrscher des römischen Reiches. Das dürfte eine Erklärung für die Zahl der Kaiser sein.“

Faktum ist jedenfalls, dass das heutige Serbien bei der Verteidigung des Reiches gegen einfallende Barbarenvölker eine wichtige Rolle spielte. Davon zeugt die bisher bedeutendste Ausgrabung in Viminacium. Es liegt in der Nähe der Stadt Pozarevac und hier war auch eine römische Legion stationiert. Archäolgen haben hier an die 10.000 Gräber freigelegt und mehr als 30.000 Objekte geborgen. Versucht wurde auch eine touristische Nutzung, die jedoch aus Geldmangel noch in den Kinderschuhen steckt, während die Fundstätte auch durch moderne Grabräuber geschädigt wurde. Wie viel an römischer Zeit in Serbien noch unter der Erde ruht, zeigt die Stadt Nis, das römische Naissus, wo Konstantin der Große geboren wurde. Dazu sagt der Archäologe Toni Cerskov vom Denkmalamt in Nis:

„Die umfassendsten Untersuchungen wurden in Mediana durchgeführt; das ist ein Vorort mit Villen. Das ist das einzige richtige Objekt aus römischer Zeit in diesem Teil des Balkan, das man umfassend besichtigen kann. Was Naissus betrifft, das sich innerhalb der Befestigungsanlage aus türkischer Zeit befindet, so ist nicht mehr als zwei Prozent aus römischer Zeit erforscht.“

Darin dürfte auch das Jubiläumsjahr des Mailänder Toleranzedikts nur wenig ändern; Serbien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise und daher sind die finanziellen Mittel sehr begrenzt, die für Ausgrabungen und eine moderne touristische Vermarktung des römischen Erbes auch in Nis zur Verfügung stehen.

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