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Nis, Konstantin und der Tourismus

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Berichte Serbien
Im Jahre 313 erließ der römische Kaiser Konstantin der Große das sogenannte Toleranzedikt von Mailand. Sogenannt bedeutet, dass der Charakter des Dokuments als Edikt ebenso umstritten ist wie seine Bedeutung landläufig überschätzt wird. Denn das Edikt bedeutete die Freiheit der Glaubensentscheidung für alle Religionen, und nicht nur für das Christentum, für das das Edikt von Nikomedia aus dem Jahre 211 viel bedeutender war, weil damit Kaiser Galerius die Christenverfolgung im Ostteil des Reiches beendet. Trotzdem rüstet sich gerade auch Konstantins Geburtsstadt Naissus, das heutige Nis in Südserbien für das kommende Gedenkjahr für 1700 Jahre Mailänder Toleranzedikt. Aus Nis berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Am 2. Juni, am Vorabend des Tages der Stadt Nis, rufen Fanfaren-Stöße die Bürger zur Feier in die Festung aus osmanischer Zeit ;sie birgt in sich auch das antike Zentrum der römischen Stadt Naissus, wo Konstantin der Große zwischen 270 und 280 nach Christus geboren wurde. Abordnungen in römischen Gewändern treffen ein, und ein römischer Soldat verliest das sogenannte Mailänder Toleranzedikt:

„Man soll den Christen und allen anderen gestattet, das sie frei den Glauben ausüben, den sie wollen.“

Die Tage des Heiligen Kaisers Konstantin umfassen in Nis ein vielfältiges Programm, das von einer Historikerkonferenz bis zum Fußballspiel im Stadion mit dem Namen Kaiser Konstantin reicht. Vor der Festung, auf der anderen Seite des Flusses Nis am Kopf der Brücke, wurde auch ein Denkmal für den Kaiser enthüllt; diese neue Wahrzeichen von Nis besteht aus einer mehr als zwei Meter hohen Metallplatte, die von einem Christogramm durchbrochen ist. Anwesend waren auch Piero Bordin der Gründer des Thaterfestivals „Art Carnuntum“ und Vertreter der türkischen Stadt Izmit. Denn in Carnuntum fand im Jahre 308 die Kaiserkonferenz statt, an der auch Konstantin und Galerius teilnahmen, der 311 mit seinem Edikt die Christenverfolgung beendete. Erlassen wurde es in Nikomedia, dem heutigen Izmit. Initiiert hat diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit Piero Bordin:

"Es sind so Städtepartnerschaften entstanden, es sind entstanden Partnerschaften zwischen den Universitäten in Izmit und der Universität in Nis."

Davon hofft vor allem Nis zu profitieren, das durch die Römer Zeit auf die touristische Landkarte in Europa zurückkehren will. Investiert wurde in Ausgrabungen in die Römer-Siedlung Mediana und in Hotels, während das antike Zentrum von Naissus noch unter der Erde ruht und auf Zeiten wartet, in denen in Serbien einmal wieder Geld für archäologische Ausgrabungen vorhanden sein wird.

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