× Logo Mobil

Tomislav Nikolic wird neuer Präsident

Radio
FJ8
Berichte Serbien
In Serbien hat die Stichwahl um das Amt des Präsidenten gestern mit einer großen Überraschung geendet. Denn der favorisierte Amtsinhaber Boris Tadic gewann, sondern sein Herausforderer, der ehemalige Ultranationalist Tomislav Nikolic. Bei einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung entschied schließlich eine Differenz von 33.000 Stimmen über Sieg oder Niederlage. Aus Belgrad berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Beim dritten Aufeinandertreffen mit Boris Tadic hat es Tomislav Nikolic gestern schließlich geschafft; seinen Sieg verkündete Nikolic seinen Anhängern so:

„Es gibt eine göttliche Gerechtigkeit, dank der Stimmen der Bürger Serbiens habe ich die Präsidentenwahl gewonnen. Das ist der Höhepunkt meiner politischen Karriere“

Die göttliche Gerechtigkeit bezog sich auch auf die Schmutzkübelkampagne, die Boris Tadic und seine Demokratische Partei bis zuletzt mit Unterstützung aller großen Medien gegen den ehemaligen Ultranationalisten führten. Dabei wurde offensichtlich überzogen. Mehr als 100.000 Stimmen waren ungültig; Boris Tadic verlor sogar in Belgrad gegen Nikolic, und die Wahlbeteiligung betrug nur 47 Prozent, das war um mehr als 10 Prozentpunkte niedriger als beim ersten Durchgang vor zwei Wochen. Der Unterschied von 33.000 Stimmen bedeutet, dass Nikolic etwa mehr als 1,5 Millionen Stimmen erhielt und Tadic knapp unter diesem Wert blieb. Nikolic gab bekannt, dass seine erste Auslandsreise nach Moskau, Brüssel oder Washington führen werde, doch eine Reihenfolge stehe noch nicht fest. Besonders unterstrich er seinen Wunsch nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, weil Deutschland der wichtigste Verbündete Serbiens auf dem Balkan sei. Klar bekannte sich Nikolic zur weiteren EU-Annäherung:

„Das was ich gesagt habe, werde ich auch tun, und Serbien wird den europäischen Weg nicht verlassen.“

Auf Serbien kommen nun schwierige Wochen zu, denn nach der Parlamentswahl vor zwei Wochen muss auch eine neue Regierung gebildet werden. Denn Nikolic wird zwar Präsident, doch die neue Regierung wird sich um Achse drehen, die die Demokratische Partei von Boris Tadic und die Sozialisten bilden. Tadic schloss aus, dass er Ministerpräsident wird, doch als Parteichef will er offensichtlich politisch aktiv bleiben. Somit muss sich nun ein neues politisches Kräftegleichgewicht bilden, das vor allem die tiefe soziale Krise bewältigen muss, in der Serbien steckt.

Facebook Facebook