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Serbien und der Kampf gegen die Eiweißlücke

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Berichte Serbien
Mit einer Produktion von 110.000 Tonnen Soja ist Österreich in den vergangenen Jahren hinter Italien und Frankreich zum drittgrößten Soja-Produzenten in der EU aufgestiegen. Trotzdem deckt Österreich nur 13 Prozent seines Bedarfs aus heimischem Anbau, EU-weit ist es sogar nur ein Prozent. Die Abhängigkeit von Importen aus Lateinamerika und den USA ist enorm, wobei die Entwicklung in diesen Ländern immer stärker in Richtung eines gentechnisch modifizierten Soja geht. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern bemühen sich der private Verein Donau Soja und das Land Oberösterreich um eine Zusammenarbeit mit Bayern, Serbien und anderen Donau-Anrainerstaaten. Für eine Kooperation mit Serbien wird derzeit auch bei der Landwirtschaftsmesse in Novi Sad geworben. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz

In Serbien ist ebenso wie in Österreich der Anbau von GMO-Soja, also von gentechnisch modifiziertem Soja verboten. Anders als in Österreich setzten in der Provinz Vojvodina klimatische Bedingungen aber keine Grenzen für den Ausbau der Soja-Produktion. Ein Problem bei der Ausweitung ist aber die Tatsache, dass nur knapp fünf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der Vojvodina auch künstlich bewässert werden kann. Wie groß die Kapazitäten trotzdem bereit sind, zeigt die Victoria Group mit ihren zwei Produktionsstandorten. Bereits jetzt arbeitet der führende serbische Ölsaaten-Verarbeiter pro Jahr etwa 250.000 Tonnen Soja, wobei 90 Prozent aus lokaler Produktion stammen. Damit verarbeitet allein die Victoria Group mehr als doppelt so viel Soja als in Österreich produziert wird. Bei der Landwirtschaftsmesse in Novi Sad wirbt derzeit auch der Verein Donau-Soja für eine regionale Zusammenarbeit bei gentechnik-freier Soja-Produktion. Ziel von Donau-Soja ist ein Netzwerk von Produzenten und Betrieben entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer unter einem einheitlichen Qualitätsstandard für gentechnikfreies Soja. Massiv investiert werden soll in die Forschung, betont der Obmann des Vereins Donau Soja Mathias Krön:

„Die Sojabohne ist eine relativ kleine Kultur in Europa, da wird relativ wenig geforscht. Bisher sind unsere Sorten aus Kanada gekommen, aus Nordchina oder Japan, und auch die Kanadier forschen nur mehr an der Gentechnik. Wenn wir gute Sorten haben wollen für unsere Klimazone, für die Klimazone von Österreich bis zum Schwarzen Meer hinunter, dann müssen wir selber forschen, dann müssen wir die Saatgutforschung und Produktion selbst in die Hand nehmen, und das wollen wir erreichen, damit wir die Eiweißversorgung in Europa eben regionalisieren können.“

Im September will der Verein Donau Soja eine erste Konferenz von Produzenten und Verarbeitungsbetrieben aus dem Donauraum in Wien abhalten, um dem Netzwerk eine konkrete Gestalt zu verleihen. Massiv unterstützt dieses Projekt das Land Oberösterreich, der größte Sojaproduzent in Österreich. Daher war auch eine Delegation aus Linz bei der Vicotiria Group und auf der Landwirtschaftsmesse in Novi Sad. Warum eine stärkere Soja-Produktion so wichtig ist, erläutert Agrarlandesrat Max Hiegelsberger so:

„Europa bewirtschaftet derzeit 35 Millionen Hektar in Südamerika; das heißt, die Abhängigkeit ist dadurch sehr groß, und dort ist der Anteil von genetisch-modifizierten Sorten stark steigend. Wir möchten uns in Oberösterreich und Österreich deutlich abheben; wir wollen GMO-freie Sojaproduktion; da brauchen wir die Länder entlang der Donau; das ist Serbien mit einem großen Anbaupotential, das sind aber weiterführend auch Bulgarien und Rumänien. Ich glaube, Europa braucht diese Eigenständigkeit, um letztendlich in der Produktion von Fleisch nicht zu stark abhängig zu sein in Zukunft von Südamerika.“

Doch nicht nur wegen Soja ist Serbien landwirtschaftlich ein interessanter Partner für Österreich. Dabei geht es nicht nur um die Unterstützung Serbiens auf dem Weg zu EU-Qualitätsstandards oder beim Ausbau von landwirtschaftlichen Fachschulen, betont Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovic in Novi Sad:

„Wir kaufen sehr viele Produkte aus Serbien ein, zum Beispiel tiefgefrorenes Obst, Beeren; Serbien ist hier sehr erfolgreich, die dann in Österreich zu Marmeladen verarbeitet werden, oder auch Sonnenblumenöl. Daher ist das Ziel ganz klar, dass die Handelsbilanz sich verbessert mit Serbien im Agrarbereich; etwa in der Rinderzucht, Schweinewirtschaft, Bio-Landwirtschaft und auch Lebensmittelverarbeitung. Wir haben zuletzt 2.500 Stück Rinder verkauft nach Serbien mit steigender Tendenz und das Ziel ist hier, diese Kooperation auszubauen.“

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