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Ein Mufti als Kandidat für das Präsidentenamt

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In Serbien wird kommenden Sonntag ein neuer Präsident gewählt. Diese Wahl hat auch eine religionspolitische Dimension, denn unter den 12 Kandidaten ist mit Muamer Zukurlic auch der Mufti der Islamischen Gemeinschaft in Serbien. Zukurlic hat viele Anhänger im Sandzak, wo die meisten Bosniaken in Serbien leben. Für die meisten Serbien ist der 42-jährige jedoch politisch ein rotes Tuch und auch die Bosniaken sind in ihrer Haltung zu Zukurilc gespalten. Muamer Zukurlic hat eine umfassende Ausbildung als islamischer Würdenträger vorzuweisen, die ihn neben Sarajewo auch zu Studienaufenthalten nach Algerien und in den Libanon geführt haben. Über dessen Kandidatur berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In Muamer Zukurlic sehen viele Serben einen politischen Provokateur. So bekannte er bei einem Basketballspiel zwischen Serbien und der Türkei für die türkische Mannschaft gehalten zu haben. Außerdem hat Zukurlic zwei Ehefrauen, was nach der serbischen Rechtsordnung verboten ist. Zukurlich sagte dazu einmal, es sei besser zwei Frauen zu haben als eine zu betrügen. Im Wahlkampf für das Amt des serbischen Präsidenten sagte er zur Stellung der Frau in der Gesellschaft:

„Die Rolle der Frau soll so sein, wie sie ihr von Gott gegeben wurde gemäß ihrer Natur. Ihre heiligste Rolle ist die der Mutter, doch wir wollen sie nicht zurück an den Herd. Sie soll auch arbeiten, das ist ihre ehrenvolle Rolle. Doch wir müssen auch ihren Willen nach Bildung nach einer wichtigen Rolle in der Gesellschaft unterstützen. Doch was haben wir heute? Wir haben heute ein Konzept, dass der Mann etwas weniger Man sein soll, damit die Frau ihm gleich ist in einer völlig unklaren Wahrnehmung. Die Frau soll dann etwas mehr Mann sein, und so haben wir die Frau als Frau und den Mann als Mann verloren.“

Ob Zukurlic nach islamischen Vorschriften überhaupt für ein politisches Amt kandidieren dürfte ist umstritten. Sein Wahlprogramm formuliert er so:

„Kommt, dass wir an einen Gott glauben, dass wir die moralischen Werte erneuern, dass wir die Würde des Menschen heben, die Familie schützen, dass wir uns mit den Nachbarn aussöhnen, dass wird die Türen gegenüber Ost und West öffnen und den Wohlstand für alle sichern.“

Zukurlic will zur Aussöhnung am Balkan beitragen. Im Sandzak ist er jedenfalls umstritten, wo es neben seiner eher Sarajewo-treuen Gemeinschaft auch eine Islamische Gemeinschaft Serbiens gibt, die sich eher an Belgrad orientiert. Die Konflikte zwischen den Anhängern beider Gruppen wurden bereits mehrmals handgreiflich, und für laizistische Bosniaken ist Zukurlic ebenfalls ein Feindbild. Zukurlic hat keine Chance Präsident Serbiens zu werden, doch mediale Aufmerksamkeit erregte seine Kandidatur auf jeden Fall. Das könnte Zukurlic nützen, denn im Herbst steht in Sarajewo die Wahl eines neuen Reis-Ul-Ulema an, und einer der Kandidaten für die Nachfolge soll auch Muamer Zukurlic sein.

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