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Erste Nacht nach der Verhaftung von Mladic in Serbien

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Berichte Serbien
Nach zehn Jahren auf der Flucht hat Ratko Mladic nunmehr die erste Nach in einer Zelle des Sondergerichts für Kriegsverbrecher in Belgrad verbracht. Verhaftet wurde er gestern im Dorf Lazarevo bei Verwandten, wo er unter dem Decknamen Milorad Komadic zu Besuch war. Der 69-jährige Mladic soll bei schlechter Gesundheit sein und viele Medikamente nehmen müssen. Seine Einvernahme wird heute fortgesetzt. Bis zur Auslieferung an das Haager Tribunal könnte etwa eine Woche vergehen sollte Mladic dagegen berufen. Über die Lage in Serbien und über weitere Einzelheiten der Verhaftung berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In Serbien kam es nach der Verhaftung von Ratko Mladic bisher nur zu leichteren Ausschreitungen. In Novi Sad protestierten etwa 500 Demonstranten; sie bewarfen das Gebäude der Regierungspartei DS mit Steinen. Starke Polizeikräften verhinderten einen Sturm auf das Gebäude sowie auch Angriff auf den staatlichen TV-Sender in Novi Sad. Auch im Zentrum von Belgrad unterband die Polizei Versuche Jugendlicher, sich zu einer Kundgebung zu versammeln. Stärker bewacht werden nach wie vor Regierungsgebäude, das Staatsfernsehen sowie Botschaften. Die meisten Demonstranten sind jugendliche Randalierer, die jeden sich bietenden Anlass zu Ausschreitungen nützen wollen. Der jahrelang vorhergesagte Aufstand der Massen blieb jedoch ebenso aus wie der angedrohte Selbstmord von Ratko Mladic bei seiner Verhaftung. Bei Mladic fand die Polizei zwei Pistolen doch der Zugriff erfolgte derart schnell, dass der Gesuchte keinen Widerstand leisten konnte. Seine Bewachung in der Zelle des Sondergerichts für Kriegsverbrechen in Belgrad ist umfassend. Selbst seine Brille darf Mladic in der Zelle nicht behalten, um einen Selbstmordversuch von vornherein zu unterbinden. Nach Angaben eines Sonderstaatsanwalts soll Mladic viel schlanker geworden sein als er auf Bildern aus der Kriegszeit in Erinnerung ist. Ein brauchbares Bild des 69-jährigen ist bisher aber nicht veröffentlicht worden, und u seinem seelischen und körperlichen Zustand liegt nur die Aussage seines Anwalts vor. Demnach soll Mladic in schlechter Verfassung sein und deswegen sei auch die Einvernahme durch den Richter am Abend abgebrochen worden. In den Medien waren Verhaftung, aber auch die vorgeworfenen Verbrechen das beherrschende Thema und die lange Flucht das beherrschende Thema. Zu erwarten ist, dass nun schrittweise auch die Frage beantwortet wird, warum sich Ratko Mladic fest zehn Jahre der Verhaftung entziehen konnte.

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