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Juristische Sonderbehandlung für Popstar Ceca

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Berichte Serbien
Wie kaum eine andere Persönlichkeit vereint wohl die serbische Turbo-Folk-Sängerin Svetlana Raznatovic, genannt Ceca, Licht- und Schattenseiten der serbischen Geschichte in den 90iger Jahren. Der unbestritten größte Star der serbischen Musikszene war mit einem mutmaßlichen Kriegsverbrecher verheiratet und auch selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt. Doch zu einem Prozess kam es nie, und gestern wurde in Belgrad ein juristischer Vergleich geschlossen, der dieses für Ceca dunkle Kapitel für immer schließt. Die Sängerin muss eine Geldstrafe zahlen und acht Monate Hausarrest auf sich nehmen. Liberale Serben sehen in dem Vergleich einen juristischen Schandfleck. Über den Vergleich und über Ceca berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Wie kaum eine andere Turbo-Folk-Ikone des Balkan ist Svetlana Raznatovic , genannt Ceca, ein Magnet für die Massen. Hochgewachsen, mit langem, braunem Haar, einer super Figur, einem wohl durch Silikon erweiterten Vorbau und leicht bekleidet, fasziniert Ceca nicht nur durch ihre Stimme. Bis zum Jahreswechsel soll sie nun öffentlich nicht zu hören sein. Bei ihrem letzten Auftritt in einem engen weißen Hosenanzug und mit dunkler Sonnenbrille gestern vor Gericht segnete der Richter den Vergleich ab. Nach 15 Minuten war alles vorbei und Ceca samt Leibwächtern und Anwalt entschwand in ihrem schwarzen Jeep Richtung Villa. Die 38-jährige hatte sich schuldig bekannt, bei Spielertransfers unter anderem auch an einen Wiener Klub mehr als zwei Millionen Euro und 3,5 Millionen US-Dollar in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Hinzu kam illegaler Waffenbesitz. Die Waffen werden ihr abgenommen, in drei Raten muss Ceca 1,5 Millionen Euro Strafe zahlen und mit einer elektronischen Fußfessel acht Monate unter Hausarrest leben. Gezogen wurde damit auch ein Schlussstrich unter das Erbe ihres Mannes, Zeljko Raznatovic genannt Arkan; von ihm hatte sie Waffen und Fußballklub geerbt. Im Februar 1995 heiratete die blutjunge Ceca den Kriminellen und mutmaßlichen Kriegsverbrecher, der mit seinen Tiger-Milizen in den Kriegen in Kroatien und Bosnien reich, berüchtigt und in Serbien berühmt geworden war. Im Jänner 2000 wurde Arkan in einem Belgrader Hotel von einem Auftragsmörder erschossen. Ihre Beziehung beschrieb Ceca ein Mal so:

„Allein dadurch, dass ich Zeljko geheiratet habe, wurde alles mystischer, wir waren derartige Persönlichkeiten, die für das Volk sehr interessant waren; fast noch als Kind, mit 20 Jahren, habe ich Zeljko geheiratet; alles richtige, alles was Qualität hat, habe ich von ihm gelernt. Auf jeden Fall war er sehr wichtig für meine Karriere, für mein Heranreifen als Frau. Alles möglich Positive habe ich aus dieser Ehe herausgeholt, aus dieser großen Liebe.“

Der Mord an Arkan wurde ebenso wenig völlig aufgeklärt wie Cecas Straftaten oder ihre kriminellen Verbindungen etwa zu den Mördern des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic. Deswegen saß Ceca 2003 bereits einige Wochen in U-Haft. Diese Zeit wurde auf die nun verhängte Strafe angerechnet, während die Frage einer allfälligen Steuerhinterziehung nicht untersucht wurde. Diese juristische Sonderbehandlung löste bei liberalen Serben massive Proteste aus. Doch allein bis zu diesem Vergleich dauerte es acht Jahre, weil politische Interventionen das Verfahren immer wieder ins Stocken brachten. So ist Ceca auch ein Symbol dafür wie schwer es eine unabhängige Justiz in Serbien noch immer hat und wie sehr alte und neue politische Eliten auch zehn Jahre nach dem Sturz von Slobodan Milosevic noch immer miteinander verwoben sind.

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