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Serbien vor dem Besuch von Medwedjew

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Berichte Serbien
Der russische Präsident Dimitri Medwedjew kommt heute nach Serbien. Offizieller Anlass des Besuchs ist der 65. Jahrestag der Befreiung Belgrads im Zweiten Weltkrieg durch die kommunistischen Tito-Partisanen und durch die Rote Armee. Serbien und Russland wollen mit diesem Datum auf die engen historischen Beziehungen verweisen. Konkret geht es bei Medwedjews Besuch jedoch um handfeste Interessen, berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Der zweite Besuch eines russischen Präsidenten in Serbien binnen acht Jahren verfolgt drei Ziele: zum einen soll durch den 65. Jahrestag der Befreiung Belgrads das Klischee vom Beschützer und Befreier Serbiens verstärkt werden, das neben der Orthodoxie als ideologischer Überbau für die Annäherung zwischen Moskau und Belgrad dient. Dahinter stehen politische Interessen. So soll Gleichklang in der Kosovo-Politik demonstriert werden. Das russische Nein zur Unabhängigkeit des Kosovo dankte Serbien 2008 mit dem Verkauf des Erdölkonzerns NIS an die russische Gazprom. Darüber hinaus soll ein Abschnitt der Erdgasleitung „South Stream“ über Serbien führen. Russland wieder will seine wirtschaftliche Präsenz über die Rolle des Energielieferanten hinaus stärken. Dem dient wohl auch ein Kredit von einer Milliarde Dollar, den Serbien heute erhalten soll. Ein dritter Punkt in den Gesprächen zwischen den Präsidenten Dimitri Medwedjew und Boris Tadic könnte Bosnien sein. In Sarajewo wird heute wieder über eine Staatsreform Bosniens verhandelt. Serbien und die bosnischen Serben lehnen größere Reformen ab, und beim Widerstand dürfte Belgrad auf die Unterstützung Moskaus zählen. So kann Russland die serbische Politik nutzen, um am Balkan wieder Einfluss zu gewinnen. Serbien ist das einzige Land der Region, wo Russland über nennenswerten Einfluss verfügen kann, weil alle anderen Länder in die NATO streben während Serbien militärisch derzeit auf Neutralitätskurs ist.

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