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Milosevics Spionagechef arbeitete für die CIA

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Berichte Serbien
Jovica Stanisic, der Chef der serbischen Geheimpolizei in der Ära von Slobodan Milosevic, hat jahrelang als Agent für den amerikanischen Geheimdienst CIA gearbeitet. Diese Tatsache hat nun ein Journalist in der Los Angeles Times enthüllt. Demnach soll Stanisic von 1992 bis zu seiner Absetzung als Chef der serbischen Geheimpolizei im Herbst 1998 an die CIA Schlüsselinformationen weitergeben haben. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz

Stets gut gekleidet und häufig mit Sonnenbrille auftretend umgab den nunmehr 58-jährigen Jovica Stanisic in der Ära Milosevic stets der Hauch des Geheimnisvollen. Hinter Milosevic galt er als einer der Schlüsselfiguren im serbischen Machtgefüge während der Kriege in Kroatien und Bosnien. Sein Arbeitsverhältnis mit der CIA soll in einem Belgrader Park besiegelt worden sein. Damit hatte die CIA im innersten Zirkel der Macht in Belgrad einen Mann, der zunächst im Geheimen doch später auch mit eingeschränktem Wissen von Milosevic Kontakte zu den USA unterhielt. Eine wichtige Rolle soll Stanisic etwa gespielt haben als es galt, westliche Kampfpiloten aber auch hunderte westliche Soldaten zu befreien, die die bosnischen Serben als Geißel hielten. Stanisic begleitete Milosevic offiziell zu den Friedensverhandlungen in Dayton im Jahre 1995; ein Jahr später war er gut bewirteter Gast der CIA in den USA, hatte er doch auch wertvolle Angaben über Waffenlage und andere Bauwerke geliefert, die serbische Firmen für Saddam Hussein im Irak errichtet hatten. Nach dem Sturz von Slobodan Milosevic wurde Stanisic schließlich vor fünf Jahren an das Haager Tribunal ausgeliefert; zu seinen Gunsten verfasste die CIA eine Stellungnahme, die die Richter in nicht öffentlicher Sitzung erörterten. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit wurde das Verfahren gegen Stanisic oft unterbrochen; warum und von wem seine Rolle als US-Spion jetzt enthüllt wurde, ist unklar.

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