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Illegaler Organhandel mit gefangenen Serben in Albanien ?

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Berichte Serbien
Sind nach dem Kosovo-Krieg im Sommer 1999 300 Serben nach Albanien verschleppt und dort als Organspender missbraucht und ermordet worden? Diese Frage versucht derzeit in Belgrad der Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, zu klären. Vukcevic war am Montag in Tirana, doch Albanien hat jede Form der Rechtshilfe oder gar eigene Ermittlungen abgelehnt. Es gebe keinerlei ernsthafte Hinweise, behauptet Tirana, doch so einfach ist die Sache nicht, denn schließlich hat sogar der Europarat einen Sonderermittler eingesetzt, der diese Vorwürfe prüfen soll; aus Belgrad berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Den Ausgangspunkt für die Ermittlungen in Belgrad bildeten die Erinnerungen von Karla Del Ponte, die bis Ende 2007 Chefanklägerin des Haager Tribunals war. In ihrem Buch, „Die Jagd. Ich und die Kriegsverbrecher“ schildert Del Ponte ihrer Ansicht nach glaubhafte Hinweise dafür, dass Kosovo-Serben als Organspender missbraucht wurden. Zwischen 100 und 300 Gefangene sollen von der Freischärlerbewegung UCK nach dem Krieg nach Nordalbanien verschleppt worden sein. Vor allem jüngere Gefangene sollen im Raum Burell von albanischen Ärzten regelrecht filetiert worden sein. Ihre Organe wurden dann über den Flughafen von Tirana außer Landes gebracht. 2004 ermittelten Experten des Haager Tribunals vor Ort; sie fanden in einem Haus Hinweise auf medizinische Aktivitäten und Blutspritzer an den Wänden; doch nicht festgestellt wurde, ob das Blut tierischen oder menschlichen Ursprungs ist. Auch anonyme Gräber fanden die Experten, doch eine Exhumierung scheiterte am Widerstand der lokalen Albaner, denn eine Genehmigung durch Tirana fehlte. Offensichtlich stellte das Tribunal dann die Nachforschungen ein; Del Ponte brach ihr Schweigen erst vier Jahre später mit ihrem Buch; warum sie schwieg ist unklar, jedenfalls begann dann Belgrad zu ermitteln. Nach serbischen Angaben soll die Organentnahme bis März 2001 praktiziert worden sein; die Rede ist von mindestens 70 Opfern, wobei im Raum Burell in einem Sumpfgebiet Hinweise auf drei Massengräber bestehen sollen. All diese Behauptungen weisen die Führung der Kosovo-Albaner und die Regierung in Tirana zurück; doch massive Zweifel bleiben, zumal es klare Hinweise auf die Verschleppung von Serben und anderer Nicht-Albaner vom Kosovo nach Albanien gibt. Neun Jahre nach dem Krieg werden noch immer 2000 Personen vermisst, darunter etwa 400 Kosovo-Serben.

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