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Serbien und Kroatien und die internationale Finanzkrise

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Berichte Serbien


Die internationale Finanzkrise hat nun auch Serbien erfasst. Um einen Run auf die Banken zu verhindern garantierte die Regierung in Belgrad nun Spareinlagen bis zu einer Höhe von 50.000 Euro. Außerdem wurde die Besteuerung von Zinserträgen bei Sparguthaben ausgesetzt. Während Serbien von den kurzfristigen Folgen der Finanzkrise zur mäßig betroffen sein dürfte, könnten die mittelfristigen Folgen weit stärker sein. Denn vielen Banken fehlen nun die Mittel um große Privatisierungsvorhaben zu finanzieren. Die Privatisierung der maroden Fluglinie JAT wurde bereits abgesagt, doch auch neue, große Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur dürften sich verzögern. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz

In den 90iger Jahren durchlebten die Serben den Verlust vieler Sparguthaben durch windige Banker sowie eine Hyperinflation. Die größte Banknote entsprach 500 Milliarden Dinar; doch diese fünf mit 11 Nullen war im Grunde aber nichts wert. Das Vertrauen in das serbische Bankwesen kehrte somit erst durch die massive Präsenz ausländischer Banken langsam zurück; doch die negativen Erfahrungen sind noch lebendig, und wegen der internationalen Finanzkrise zogen die Serben 600 Millionen Euro von den Banken ab, das sind etwa zehn Prozent aller Spareinlagen. Dieser Abzug sah unter anderem so aus, dass die Serben ihre Sparbücher leerten und das Geld dann bei derselben Bank in einen Safe legten. Beigetragen haben zu dieser Lage auch unverantwortliche Medien, wie das Staatsfernsehen; es erklärte eine ausländische Großbank fälschlicherweise für bankrott und musste sich dann dafür entschuldigen. Doch generell waren de meisten Medien schließlich sehr zurückhalten, und so beruhigte sich die Lage wieder. Dazu beigetragen hat auch die Nationalbank mit ihrer restriktiven Kredit- und Geldpolitik, denn die Banken müssen sehr hohe Mindestreserven halten. Dazu sagt in Belgrad der Wirtschaftsexperte Juri Bajec:

„Wir haben ein ziemlich konservatives Geldsystem; wenn sie unsere Banker fragen, so sind sie oft böse, wie rigide er das System im Zaum hält; das hat sich nun als gut erwiesen, weil die Liquidität der Banken ziemlich hoch ist. Daher sehe ich keine großen Probleme, außer ein psychologisches. Vielleicht hätte der Staat seine Garantie für Sparguthaben früher erklären und daraus kein Problem machen sollen.“

So garantierte die serbische Regierung schließlich alle Spareinlagen bis zu einem Wert von 50.000 Euro; aufgehoben wurde auch die Besteuerung auf Sparzinsen, und die Banken erhöhten ihre Zinsen, um weitere Anreize zum Sparen zu geben. Diese Maßnahmen setzen auch die Banken in Kroatien, wo es zunächst ebenfalls zu massiven Abhebungen kam. Doch in Kroatien agierten die Medien noch zurückhaltender; große Schlagen vor Geldinstituten wurden nicht gezeigt, Berichte gab es kaum. Daher ist nun auch in Kroatien wieder ein klarer Trend zur Rückeinlage feststellbar. Kroatien aber auch Serbien dürften daher die mittelfristigen Folgen der Finanzkrise viel stärker zu spüren bekommen: durch rückläufige Touristenzahlen und durch geringe Investitionen in die Wirtschaft dieser Länder.

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