Die Marathon-Familie bei den Bregenzer Festspielen
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Berichte Serbien
Die Marathonfamilie erzählt die Geschichte zweier Familien in einer serbischen Kleinstadt zwischen den beiden Weltkriegen. Beide Familien sind im Bestattungswesen tätig. Die eine gräbt des Nachts auf Friedhöfen gut erhaltene Särge aus, die die zweite Familie mit Namen Topalovic wieder herrichtet und verkauft. Wegen unbeglichener Schulden kommt es zum Konflikt, der blutig endet. Wesentlicher Teil der Handlung ist auch ein Fluch, der auf den Topalovic lastet. Die Familie besteht nur aus Männern; der Älteste zählt 120 Jahre, der Jüngst, Mirko, ist 25 Jahre alt. Mirko will zunächst auszusteigen, doch der Versuch scheitert, und Mirko wird schließlich zum Anführer seiner Familie. Diese Handlung interpretiert die Komponistin der Oper Isidora Zebeljan so:
„Die zentrale Geschichte des Films kann der Versuch des Einzelnen sein, sich aus einer destruktiven Gemeinschaft, zu befreien. Diese besteht in gewisser Weise in allen totalitären Systemen; das gilt sowohl für das kommunistische aber auch für alle globalen totalitären Systeme, die heute weltweit die politische Korrektheit diktieren. Diese Unmöglichkeit des einzelnen, aus einer totalitären Umwelt herauszutreten, ist die Geschichte, die beim Film hinter allem steht. Sie ist universal.“
Das Libretto der Oper beruht auf Theaterstück und Film; musikalisch ist Isidora Zebeljan aber eigene Wege gegangen:
„Wenn ich komponiere, ist es für mich besonders wichtig, eine besondere Welt zu finden, die nur mit der Marathonfamilie verbunden ist, mit diesen tragisch-komischen, sympathischen Figuren. Dabei versuche ich jede Färbung zu vermeiden, die einem bestimmten Genre entspricht und erwartet werden könnte. So gibt es keine Musik für Begräbnisse oder keine leichte Musik. Ich habe all meine Energie darauf verwendet, ein neues musikalisches Reich für diese Figuren zu schaffen.“
Internation bekannt wurde die 41-jährige Belgraderin durch ihre erste Opa Zora D. Isidora Zebeljan gilt als Komponisten, die Orchester und Sängern sehr viel abverlangt; dazu sagt Zebeljan:
„Natürlich haben Instrumente und die menschliche Stimme ihre Grenzen; doch eine kleine Verschiebung dieser Grenze macht die Musik außergewöhnlich. Wenn die Musik gut ist und große Anforderungen stellt, dann ist das der richtige Weg; gerade das haben alle großen Komponisten getan. Über Debussy sagte man, viele seiner Werke seien unaufführbar; gleiches galt für Strawinsky. Gerade das Erweitern der Grenzen, ist in Wahrheit das höchste Wesen der Kunst.“