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Karadzic an Haager Tribunal ausgeliefert

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Berichte Serbien
Serbien hat den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic in den frühen Morgenstunden an das Haager Tribunal ausgeliefert. Mittlerweile ist Karadzic auch bereits in Den Haag eingetroffen und in das Gefängnis des Tribunals gebracht worden. Der Auslieferung aus Serbien gingen massive Ausschreitungen jugendlicher Demonstranten in Belgrad voraus. Sie hatten an einer Sympathiekundgebung für Karadzic teilgenommen, die die ultranationalistische Serbische Radikale Partei organisiert hatte. Aus Belgrad berichtet unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Die Auslieferung von Radovan Karadzic an das Haager Tribunal war eine gute geplante Nacht und Nebel Aktion der serbischen Behörden. Knapp vor vier Uhr früh wurde Karadzic in einer Fahrzeugkolonne vom Gefängnis zum Belgrad Flughafen gebracht; dort wartete eine Sondermaschine, die ihn in die Niederlande flog. Die Auslieferung verfügte der serbische Justizminister, nachdem alle Einspruchsfristen abgelaufen waren. Durch diese Nacht und Nebel Aktion werden die Serben erst heute im Laufe des Vormittags über Radio, Fernsehen und durch Mundpropaganda von der Auslieferung erfahren. In den Tageszeitungen sind dagegen die gestrigen Ausschreitungen jugendlicher Fußballanhänger der große Aufmacher. Sie sind vor allem den Belgradern frisch im Gedächtnis, und ließen eine Sympathiekundgebung für Karadzic im Stadtzentrum im Chaos enden. Die Randalierer griffen die Polizei mit Steinen und Schlagstöcken an; die Polizisten setzten Tränengas ein. Etwa 50 Personen wurden bei den Krawallen verletzt. Insgesamt waren 3.500 Polizisten im Einsatz, um Regierungsgebäude, Parlament, westliche Botschaften und Geschäfte zu schützen. Dank dieses Großeinsatzes konnte die Polizei die Krawalle weitgehend eindämmen. Zur Kundgebung für Radovan Karadzic aufgerufen hatte die ultranationalistische Radikale Partei, doch teilgenommen haben alle antiwestlichen Kräfte, die es in Serbien gibt. Von den Rednern wurde Karadzic zum Helden und Märtyrer hochstilisiert. Doch mit 15.000 Teilnehmern war die Zuhörerschaft weit geringer als erwartet, und die Kundgebung bedeutet daher für die Nationalisten eine Niederlage.

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