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Ausschreitungen nach Karadzic Demonstration in Belgrad

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Berichte Serbien


In Belgrad haben am Abend nach einer Kundgebung neuerlich zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas ein, und nahm viele Randalierer fest. 25 Polizisten und 21 Demonstranten wurden verletzt. Anlass für die Kundgebung war die bevorstehende Auslieferung von Radovan Karadzic an das Haager Tribunal. Etwa 15.000 Serben nahmen an der Demonstration teil. Karadzic wird für das Massaker in Srebrenica verantwortlich gemacht, bei dem im 1995 etwa 8.000 Bosnjaken ermordet wurden. Organsiert haben die Kundgebung in Belgrad die serbischen Ultranationalisten. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Wiederrum waren es in Belgrad die gefürchteten jugendlichen Anhänger von Fußballklubs, die die Ausschreitungen provozierten. Sie bewarfen die Polizei mit Schlagstöcken, Steinen und großen Feuerwerkskörpern und schlugen Fensterscheiben im Stadtzentrum ein. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Aufrufe zur Gewaltlosigkeit durch die Organisatoren verhallten ungehört; selbst der Generalsekretär der ultranationalistischen Partei, bekam einige Schläge ab. Insgesamt waren 3.500 Polizisten im Einsatz, um Regierungsgebäude, Botschaften und westliche Geschäfte zu schützen. Im Chaos endete trotzdem die Kundgebung gegen die bevorstehende Auslieferung von Radovan Karadzic an das Haager Tribunal. Die etwa 30 Redner bildeten ein Sammelsurium aller antiwestlichen Kräfte. Diese Gruppen reichen von den ehemaligen nationalkonservativen Regierungsparteien bis hin zu den oppositionellen Ultranationalisten; doch auch faschistische Jugendgruppen nahmen an der Kundgebung teil. Karadzic wurde unisono von allen Rednern zum serbischen Helden und Märtyrer hochstilisiert. Verurteilt wurde jede Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal, das ebenso wie die prowestliche serbische Führung zu den Feindbildern der Demonstranten zählte. Diese kamen jedoch in weit geringerer Zahl als von den Organisatoren erwartet; daher ist die Veranstaltung eigentlich als Niederlage für die Ultranationalisten zu werten.

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