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Demonstration für Karadzic in Belgrad

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In Belgrad haben am Abend etwa 15.000 Serben gegen die Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic an das Haager Tribunal demonstriert. Karadzic wird für das Massaker in Srebrenica verantwortlich gemacht, bei dem im 1995 etwa 8.000 Bosnjaken ermordet wurden. Organsiert haben die Kundgebung die serbischen Ultranationalisten. Ob es zu den befürchteten Ausschreitungen kommt, ist noch unklar, weil die Kundgebung noch im Gange ist. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Radovan Karadzic war der erklärte Held jener Serben, die zur Kundgebung im Zentrum von Belgrad gekommen waren. Etwa 30 Redner und Rednerinnen auf. Die Demonstration stand unter dem Motto“ Freiheit für Serbien“ und bildeten ein Sammelsurium aller antiwestlichen Kräften. Diese Gruppen reichen von den ehemaligen nationalkonservativen Regierungsparteien bis hin zu den oppositionellen Ultranationalisten; doch auch faschistische Jugendgruppen und der Bruder von Radovan Karadzic nahmen an der Kundgebung teil. Zu sehen waren viele Ruderleiberl mit dem Bild von Radovan Karadzic, der von der serbischen Schauspielerin Ivana Zigon zum Märtyrer hochstilisiert wurde:

„Dieser Mann Radovan Karadzic hat es geschafft, in einer Atmosphäre des Wilden Westens, in einer Atmosphäre der Lynchjustiz, der Verfolgung, nicht zu leben und zu arbeiten; sondern er konnte auch anderen Menschen helfen und sie heilen.“

In dieser irrationalen Atmosphäre können natürlich auch Ausschreitungen nach der Kundgebung nicht ausgeschlossen werden. Die Polizei ist daher mit einem Großaufgebot im Stadtzentrum präsent. Während in Belgrad heute für Karadzic demonstriert wurde, verurteilte in Sarajewo ein Kriegsverbrechergericht sieben Serben zu insgesamt 284 Jahren Haft. Sie wurden für schuldig befunden, am Massaker in Srebrenica teilgenommen und an der Ermordung von eintausend Bosnjaken beteiligt gewesen zu sein.

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