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Wahlreportage aus Serbien Wehrschütz Mod

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Berichte Serbien
Bei der Parlamentswahl in Serbien entscheiden die 6,7 Millionen Wahlberechtigten heute darüber, ob Serbien auf EU-Kurs bleibt oder nicht. Dieser Kurs ist umstritten, weil die Mehrheit der EU die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt hat. Nach Umfragen liefern einander Befürworter und Gegner der EU ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Insgesamt 22 Listen treten zur Wahl an, doch nur fünf werden die Fünf-Prozent-Hürde überspringen, die für den Einzug ins Parlament in Belgrad besteht. Überwacht werden die Wahlen auch von mehr als 100 internationalen Beobachtern. Einen von ihnen hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz begleitet und folgenden Bericht gestaltet:

Die Stadt Senta liegt im Grenzgebiet zu Ungarn. Hier an der Theis vernichtete Prinz Eugen vor mehr als 300 Jahren ein türkisches Heer. Ein unscheinbares Denkmal erinnert an den Sieg, mit dem die Türkengefahr für Mitteleuropa gebannt wurde. In der 20.000 Einwohner zählenden Stadt leben vorwiegend Ungarn. Sie haben nicht nur das Parlament zu wählen. Denn in ganz Serbien finden auch Lokalwahlen statt, und in der Vojivodina wird noch das Provinzparlament gewählt. Die Hälfte dieser 120 Abgeordneten wird über Parteilisten, die andere Hälfte direkt gewählt. Die Wähler in Senta haben somit vier Stimmzettel. Die Stimmabgabe dauert daher, und im Wahllokal herrscht großer Andrang, auch weil jede der mehr als 20 Parteien einen Beobachter stellen kann. In Senta als internationaler Beobachter im Einsatz ist der Salzburger Michael Neureither. Unzufrieden ist er in einer Schule mit dem mangelhaften Schutz des Wahlgeheimnisses. Nur lose Gestelle aus Karton trennen die Wähler. Doch das ist nicht die Regel; in anderen Wahllokalen sind stabile Paravans aufgestellt, Michael Neureither zufrieden, weil:

… die Wahlzellen hier wirklich so ausschauen, dass man sein freies, gleiches direktes und geheimes Wahlrecht realisieren kann.

Klar ist wie in Belgrad Tomislav Nikolic abgestimmt hat. Er führt die Nationalisten. Sie sind ebenso gegen die EU wie die Nationalkonservativen unter Ministerpräsident Vojilsav Kostunica. Ihr Gegner ist Präsident Boris Tadic, der ein pro-westliches Bündnis in die Wahl geführt hat. Wer gewonnen hat wird am späten Abend bekannt sein, denn die Wahllokale schließen erst um 20 Uhr.

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