Biljana Srbljanovic im Kampf um Belgrad
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Berichte Serbien
Ein Gruppenbild mit Dame bietet der Wahlkampf um das Amt des Belgrader Bürgermeisters, denn unter den fünf Bewerbern ist Biljana Srbljanovic die einzige Frau. Korruption, soziale Probleme und vor allem der Verkehr sind die Themen des Wahlkampfs. Die 1,6 Millionen Einwohner zählende Stadt an Donau und Save hat acht Jahre nach dem Sturz von Slobodan Milosevic noch keine Umfahrung und nur zwei Brücken. Während die vier männlichen Kandidaten zu allen Problemen klare Positionen anbieten, wählt die Quereinsteigerin Srbljanovic einen anderen Zugang.
„Ein Künstler ändert die Welt, in dem er Mensch für Mensch ändert. Bei meinen Texten und Stücken, die ich geschrieben habe, habe ich immer einen Zuschauer im Publikum vor Augen gehabt. Wenn dieser eine Zuschauer nach meiner Vorstellung nur nachdenkt und Fragen stellt, und für sich selbst eine Antwort formuliert, dann ist die Welt bereits verändert. Ich habe keine Antworten, denn diese sind nicht leicht und einfach, ich biete die Formulierung für eine Frage. Mein politischer Aktivismus folgt demselben Prinzip. Und so ändern wir Mensch für Mensch, Straße um Straße, Stadt um Stadt dieses Land.“
Srbljanovic kandidiert für die LDP, die Liberale Partei, der die Schriftstellerin seit der Gründung vor zwei Jahren nahesteht. Die LDP versteht sich als kompromissloser Erbe des 2003 ermordeten Ministerpräsidenten Zoran Djindjic. Nach dessen Tod übernahm der nunmehrige Staatspräsident Boris Tadic die Demokratische Partei. Doch so manches Mitglied war mit dem Reformtempo unzufrieden; so kam es zur Abspaltung und zur Gründung der LDP. Sie ist klar für EU und NATO und als einzige Parlamentspartei bereit, die Unabhängigkeit des Kosovo zu akzeptieren. Ihre Unterstützung für dieses Minderheitenprogramm sieht Srbljanovic so:
„Das ist gerade ein Schritt auch für die LDP, die nun zu einer Bewegung wird, die um sich Bürger versammelt, die die gleiche Überzeugung teilen und zwar nicht im ideologischen oder politischen Sinne. Das ist die Überzeugung, dass diese Gesellschaft reformiert werden kann und muss, und dass dieses Land ein Zentrum der Region und ein friedliches Land werden kann und muss, dass sich Europa und seinen Nachbarn zuwendet.“
Diese Überzeugung teilt im Grunde auch das pro-westliche Bündnis unter Führung von Präsident Boris Tadic. Es ringt bei den Kommunal- und den zeitgleich stattfindenden Parlamentswahlen mit den Nationalisten um die Vorherrschaft in Belgrad und in Serbien. Die Liberalen könnten nach der Wahl ein wichtiger Koalitionspartner sein, wenn sie den Wiedereinzug ins Parlament schaffen. Denn ihre Bastion ist vor allem das urbane Belgrad, wo die Liberalen auch dank Biljana Srbljanovic weit besser abschneiden dürften als im übrigen, ländlich geprägten, konservativen Serbien.