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Tadic siegt in der Stichwahl über Tomislav Nikolic

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Berichte Serbien
In Serbien hat der pro-europäische Amtsinhaber Boris Tadic die Stichwahl um das Amt des Präsidenten gewonnen. Auf Tadic entfielen 50,5 Prozent der Stimmen, sein ultranationalistischer Gegenkandidat erreichte knapp 48 Prozent. Tadics Sieg bedeutet, dass Serbien grundsätzlich weiter auf EU-Kurs bleibt, selbst wenn Brüssel die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennt. Für diesen Fall forderte Tomislav Nikolic eine Abkehr von der EU und eine Hinwendung zu Russland. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Die Frage der außenpolitischen Orientierung Serbiens ließ die Stichwahl zu einer Art Referendum werden. So war die Wahlbeteiligung mit knapp unter 70 Prozent sehr hoch; sie gab für Boris Tadic den Ausschlag. So gelang es Tadic, die meisten Wähler anderer pro-europäischer Parteien für sich zu mobilisieren. Hinzu kamen die nationalen Minderheiten. Sein großer Trumpf dürfte das klare außenpolitische Ziel gewesen sein, die er im vermitteln konnte. Diese Perspektive siegte jedoch weniger über die immer schwächer werdende Angst vor den Ultranationalisten, sondern über einen Wahlkampf, der die Präsidentenwahl zu einer Abstimmung über siebe Jahre Reformen machen wollte. Mit dieser Strategie erreichte der Ultranationalist Tomislav Nikolic, 2,1 Millionen Stimmen, das beste Ergebnis das die Radikale Partei je erzielt hat. Tadic siegte mit 2,3 Millionen, mit einer Mehrheit von etwa 100.000 Stimmen; die Wählerschaft in Serbien ist somit sehr polarisiert, und eine Aussöhnung ist dringend nötig. Dazu sandten beide Lager noch in der Wahlnacht erste Signale aus; Tadic kündigte eine Gespräch mit Nikolic an; Nikolic wiederum anerkannte seine Niederlage schnell. Doch einen gemeinsamen Nenner muss Tadic auch mit Ministerpräsident Vojislav Kostunica finden. Auch er ist gegen den EU-Kurs, sollte Brüssel die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen. Gelingt ein Kompromiss, kann die Koalitionsregierung weiter arbeiten; wird er nicht gefunden, könnten Serbien noch heuer vorgezogene Parlamentswahlen ins Haus stehen.

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