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Stichwahl um das Präsidentenamt in Serbien

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Berichte Serbien


In Serbien findet heute die Stichwahl um das Amt des Präsidenten statt. Um die Stimmen der 6,7 Millionen Wahlberechtigten werben Amtsinhaber Boris Tadic und der Ultranationalist Tomislav Nikolic. Die Präsidentenwahl gilt als Richtungsentscheidung darüber, ob Serbien auch um Fall der Unabhängigkeit des Kosovo an der europäischen Integration festhalten soll oder nicht. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Der amtierende Präsident Boris Tadic ist auch dann für die Fortsetzung des Kurses Richtung EU, wenn die albanisch dominierte Provinz Kosovo unabhängig wird; sein ultranationalistischer Herausforderer Tomislav Nikolic ist für den Fall der Unabhängigkeit gegen jede weitere Annäherung Serbiens an die EU. Nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen lag Nikolic mit knapp 200.000 Stimmen vor Tadic. Doch Tadic hat das größere Wählerpotential während Nikolic die disziplinierteren Anhänger hat. Über Sieg und Niederlage entscheiden werden somit die Wahlbeteiligung und das Verhalten der Wähler, die für einen der sieben Kandidaten gestimmt haben, die nicht in die Stichwahl gekommen sind. Diese Kandidaten teilen sich in drei Gruppen. Die Milosevic-Sozialisten stehen ideologisch den Ultranationalisten nahe, trotzdem gab die Parteiführung keine Wahlempfehlung für Nikolic ab. Dagegen zählen die Liberalen und der Kandidat der ungarischen Minderheiten zum Wählerpotential von Boris Tadic. Zwischen beiden schwanken die nationalkonservativen Wähler, die Ministerpräsident Vojislav Kostunica vertritt. Doch Kostunica verweigerte seinem Koalitionspartner Tadic die Unterstützung; für Kostunica hat der Kosovo absolute Priorität, dochTadic war nicht bereit dem EU-Kurs abzuschwören, sollte Brüssel die Unabhängigkeit anerkennen. Von den anderen Parteien und Kandidaten gab nur der Vertreter der Ungarn eine klare Wahlempfehlung für Tadic ab. Wie sich all diese Wähler entscheiden, bleibt ebenso abzuwarten wie die Höhe der Wahlbeteiligung. Im ersten Durchgang war sie mit mehr als 60 Prozent unerwartet hoch. Meinungsforscher rechnen jedenfalls mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Tadic und Nikolic. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr, erste Ergebnisse werden für den späten Abend erwartet.

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