× Logo Mobil

Vor der Stichwahl: Nikolic führt vor Tadic

Radio
FJ7
Berichte Serbien
In Serbien hat der Ultranationalist Tomislav Nikolic die erste Runde der Präsidentenwahl gewonnen aber die erforderliche absolute Mehrheit für den Sieg im ersten Wahlgang verfehlt. Den Zweiten Platz belegte der amtierende Präsident Boris Tadic. Zwischen Nikolic und Tadic findet daher in zwei Wochen die Stichwahl statt. Tomislav Nikolic erreichte knapp 40 Prozent der abgegebenen Stimmen, Boris Tadic 35 Prozent. Den dritten Platz belegte der nationalkonservative Bewerber, Innenminister Velimir Ilic, mit knapp acht Prozent. Hinter Ilic liegt der Kandidat der Milosevic-Sozialisten gefolgt von dem Vorsitzenden der Liberalen Partei. Alle übrigen vier Bewerber erreichten zusammen etwa fünf Prozent. 6,7 Millionen Bürger waren stimmberechtigt, mit 60 Prozent war die Wahlbeteiligung unerwartet hoch. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Bei der Stichwahl um das Amt des serbischen Präsidenten kommt es zu einer Neuauflage des Duells zwischen Boris Tadic und Tomislav Nikolic. Beide Politiker standen einander bereits im Jahre 2004 gegenüber. Auch damals führt der Ultranationalist Nikolic nach der ersten Runde während Tadic schließlich klar gewann. Darauf verwies Tadic in der Wahlnacht als er sagte, er gehe mit großem Optimismus in die Stichwahl. Sein Ziel sein der Beitritt zur EU, eine Rückkehr in die 90iger Jahre dürfe es nicht geben, betonte er. Tadic spielte damit darauf an, dass die Ultranationalisten zwischen 1998 und 2000 Koalitionspartner von Slobodan Milosevic waren. Weiters dürfte Tadic nun versuchen Tomislav Nikolic mit seinem Parteichef Vojislav Seselj gleichzusetzen, der sich wegen des Vorwurfs der Kriegsverbrechen vor dem Haager Tribunal verantworten muss. Auch damit will Tadic die Wähler mobilisieren, die gestern den Kandidaten der Minderheiten und den Bewerber der Liberalen gewählt haben. Gleichzeitig muss er die Wähler ansprechen, die für den nationalkonservativen Kandidaten stimmten. Diese Wähler schwanken in ihren Prioritäten zwischen der EU und dem Kosovo, und darin liegt für Tadic ein gewisses Dilemma:

„Wenn er sich ganz klar zu einer pro-europäischen Politik bekennt, kann er auf Widerstand in bei den nationalkonservativen Wählern stoßen; doch wenn er diese pro-europäische Haltung abschwächt könnte er auf Widerstand bei den Liberalen stoßen.“

… erläutert der Meinungsforscher Srdjan Bogosavljevic.

Um die nationalkonservative Mitte kämpft auch der Ultranationalist Tomislav Nikolic. Er wertete seine Führung als gute Basis für einen Sieg in der Stichwahl und als Zeichen dafür, dass die Serben für eine politische Wende seien. Nikolic ist klar gegen die EU, sollte der Kosovo unabhängig werden. Ideologisch zwischen Nikolic und Tadic steht Ministerpräsident Vojislav Kostunica, der die Nationalkonservativen vertritt:

„Alles in allem kann eine Empfehlung von Kostunica Boris Tadic etwa 200.000 neue Wähler bringen, und das bedeutet, dass er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Stichwahl gewinnen würde.“

… betont Bogosavljevic. Ob es zu dieser Empfehlung kommt ist derzeit ebenso ungewiss wie die Bedeutung des geplanten TV-Duells zwischen Tadic und Nikolic für die Stichwahl. Sicher ist nur, dass das Rennen völlig offen ist, dessen Ausgang auch über die Frage entscheidet, ob Serbien weiter auf EU-Kurs bleibt.

Facebook Facebook