Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen an Serben
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J18
Berichte Serbien
Das belastende Amateurvideo entstand vor 11 Jahren im Gebiet der bosnisch-kroatischen Grenzstadt Dvor. Gekämpft wurde damals nicht nur in Kroatien, sondern auch in Bosnien. Die Aufnahmen zeigen daher Truppen beider Länder. In der Grenzstadt Dvor wurden nach Angaben des kroatischen Helsinki-Komitees für Menschenrechte im August 1995 40 Serben ermordet. Während unbestritten ist, dass bei der Operation Sturm auch Kriegsverbrechen verübt wurden, ist das Video weniger eindeutig. Sicher ist, dass ein mutmaßlicher serbischer Kriegsgefangener erschossen wird. Doch wer geschossen hat, und ob es kaltblütiger Mord war, ist weit weniger klar. Gezeigt wurden die Aufnahmen in Serbien nicht zum ersten Mal; doch erst in der Vorwoche strahlten sie der Sender B 92 und das Staatsfernsehen RTS zum Jahrestag der Operation Sturm aus. Etwa 200.000 Serben flohen damals aus Kroatien, 1.200 wurden getötet, 800 werden noch vermisst. Für Serbien ist die gesamte Operation Sturm ein Verbrechen, und viele Spitzenpolitiker nutzten das Video, um Kroatien und Bosnien zur sofortigen Verhaftung der möglichen Täter aufzurufen. Sarajevo und Zagreb bestritten die Schlüsse, die in Serbien aus dem Video gezogen wurden. So betonte die kroatische Regierung, bei der Erschießungsszene seien keine kroatischen Soldaten zu sehen. Und das kroatische Wochenmagazin National beschuldigte das Staatsfernsehen RTS, das Video zulasten Kroatiens manipuliert zu haben.