Milosevic wird in Pozarevac beigesetzt

In seiner Heimatstadt Pozarevac im Osten Serbiens wird heute Slobodan Milosevic beigesetzt. Er ist vor einer Woche in seiner Zelle im Gefängnis des Haager Tribunals gestorben. Aus Pozarevac berichtet Christian Wehrschütz

Ehe Slobodan Milosevic nach Pozarevac kommt, findet in Belgrad noch eine Trauerveranstaltung statt. Anschließend wird die Fahrzeugkolonne mit dem Sarg Richtung Pozarevac aufbrechen. Erwartet wird, dass viele Menschen die Straßen säumen. In seiner Geburtsstadt findet dann für Slobodan Milosevic neuerlich eine Trauerfeier statt, ehe der zu seiner Villa gebracht und im Garten unter einer Linde beigesetzt wird. Bis es so weit ist, dürften in der ostserbischen Kleinstadt chaotische Verhältnisse herrschen. Mit bis zu 90.000 Besuchern wird gerechnet; hinzu kommen Duzende Kamerateams und hunderte Journalisten aus aller Welt. Dagegen nehmen die engsten Familienmitglieder nicht am Begräbnis teil. Witwe Mira Markovic und Sohn Marko dürften mit den Garantien der serbischen Justiz nicht zufrieden sein und daher im sicheren Exil in Moskau bleiben. Aus Moskau gekommen ist dagegen der Vorsitzende der russischen Kommunisten Genadi Sjuganow. Insgesamt werden etwa 10 Vertreter kommunistischer Parteien am Begräbnis teilnehmen. Anwesend sein wird auch ein Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche. Es ist dies Bischof Filaret, dem stets ein Naheverhältnis zu Milosevic nachgesagt wurde. Sein Erbe und Andenken wird in Serbien noch lange für Debatten sorgen, denn eine allgemein gültige historische Bewertung seiner Ära gibt es noch nicht. Welches Geschichtsbild schließlich vorherrschend wird, dürfte auch davon abhängen, ob Serbien den Weg Richtung EU meistern kann. Eine Bewertung Milosevics der besonderen Art, erschien dieser Tage jedenfalls in Form eines Patenzettels in der Tageszeitung Politika. Darin hießt es:“ Vielen Dank für die verlorenen Generationen, für die schrecklichen Kriege, die Sie in unserem Namen geführt haben, ohne uns nach unserer Ansicht zufragen.“