Raiffesien, Hypo und der Machtkampf um die Mobtel
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Berichte Serbien
Österreichische Banken spielen eine führende Rolle in Serbien. Raiffeisen ist Nummer eins, die Hypo-Alpe-Adria Nummer vier am hart umkämpften Bankenmarkt. Hinzu kommt eine noch immer stark vom Staat abhängige Wirtschaft, die Banken durchaus anfällig für politischen Druck machen kann. Dieser soll dazu geführt haben, dass Raiffeisen und Hypo-Alpe-Adria ihre Kredite bei Mobtel in Höhe von 91 Millionen Euro fällig stellten und der staatliche Post PTT zu wahrlich sehr günstigen Bedingungen übertrugen. Die PTT ist Miteigentümer der Mobtel und nun ihr größter Gläubiger mit umfangreichen Pfandrechten. Das stärkt die Position der Regierung im Kampf um die Mobtel, da im Konkursfall österreichische Banken nun nicht mehr um ihre Kredite fürchten müssen. Die Kunden der Hypo-Alpe-Adria können damit wohl aufatmen; der mögliche Verlust eines Kredites in Höhe von 71 Millionen Euro konnte offensichtlich abgewendet werden, ein Betrag, der immerhin fast 10 Prozent der Bilanzsumme in Serbien ausgemacht hat. Während Hypo und Raiffeisen ihre Schäfchen wohl ins Trockene bringen können, wurden damit die Chancen der österreichischen Investoren um Martin Schlaff. Weiter geschwächt. Schlaff und Co hatten in Bulgarien unter schwierigen Bedingungen die Mobiltel übernommen, restrukturiert, saniert und schließlich an die Telekom Austria verkauft. Dieses Beispiel sollte in Serbien mit der Mobtel und der mobilkom als Partner wiederholt werden. Daher übernahm Schlaff im Mai vom Oligarchen Bogoljub Karic dessen Anteile an der Mobtel, obwohl damit ein umfangreicher Finanz- und Rechtsstreit mit der serbischen Regierung geerbt wurde. Verhandlungen scheiterten im Dezember als sich Belgrad offensichtlich entschloss, endgültig mit Karic abzurechnen. Der Mobtel-Mitbegründer ist auch Politiker; sein Ziel ist der Sturz der Minderheitsregierung auch durch den Kauf von Abgeordneten. Karic ist reich und verdient offensichtlich über langfristige Verträge noch an der Mobtel. Ihm soll nun der Geldhahn zugedreht werden, und daher dürfte die Regierung Mobtel unter Zwangsverwaltung gestellt und die Lizenz entzogen haben. Auch ein Konkurs und damit ein endgültiger Verlust der Lizenz sind nicht ausgeschlossen. In diesem Fall hätten Schlaff und Co wohl ausgespielt, und Serbien wäre den ungebetenen Investor los. Ein Rückschlag wäre das auch für Boris Nemsic, der gestern zum Chef der Telekom Austria ernannt worden ist. Denn mit der Tochterfirma mobilkom Austria sollte nach der Sanierung durch Schlaff die Mobtel übernommen und der Sprung nach Serbien geschafft werden; diese Pläne sind nun in Frage gestellt, zumal Serbien rasch eine neue Mobilfunk-Lizenz ausschreiben will, die durchaus nicht der mobilkom zufallen muss. Von österreichischer Seite war heute niemand zu einer Stellungnahme bereit denn am Montag wird Vizekanzler Hubert Gorbach nach Belgrad kommen, um mit Ministerpräsident Vojislav Kostunica über all diese Vorfälle zu verhandeln.