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Freiheitsbrücke bei Novi Sad

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Berichte Serbien
Im April 1999 zerstörte die NATO während des Kosovo-Krieges die Donaubrücken bei Novi Sad. So spektakulär diese Bilder die technische Überlegenheit der von den USA geführten NATO über die serbischen Streitkräfte und über Slobodan Milosevic zeigten, so fragwürdig ist die Bombardierung bis heute geblieben. Denn die Brücken bei Novi Sad hatten kaum strategische Bedeutung, und Novi Sad wurd außerdem von der Opposition gegen Milosevic regiert. Mehr als sechs Jahre später ist nun die Freiheitsbrücke in Novi Sad wieder eröffnet worden, und die Pontonbrücke, die die Schifffahrt so erschwerte ist beseitigt. Über die Bedeutung der Brücke und über die Pannen bei ihrer Eröffnung berichtet aus Novi Sad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Ein Fest für Oli Ren, den Erweiterungskommissar der EU, hätte der heutige Tag in Novi Sad werden sollen. Doch aus der festlichen Eröffnung wurde nichts, denn Maja Gojkovic, die Bürgermeisterin von Novi Sad, hat die Brücke schon am Freitag für den Verkehr freigegeben. Gojkovic gehört der ultranationalistischen Radikalen Partei an, die von der EU ausgegrenzt wird, obwohl sie bei weitem stimmenstärkste Kraft in Serbien ist. Gojkovic war daher nicht zur Eröffnung eingeladen und revanchierte sich auf ihre Weise. Wenn Oli Ren daher heute die Brücke besucht, wird er weder ein Band durchschneiden, noch Schilder bei der Brücke finden, die auf die spendable EU verweisen. Sie hat die Stadtverwaltung abmontieren lassen, obwohl Brüssel sich das Projekt „Freiheitsbrücke“ mehr als 40 Millionen Euro kosten ließ. Denn es galt nicht nur eine neue Brücke zu bauen; vielmehr mussten die alten Teile gehoben und die Donau von Kriegsrelikten gereinigt werden. Trotz hoher Kosten und einiger Misstöne ist diese Brücke nicht nur für Novi Sad, sondern auch für Europa wichtig. Denn die 1300 Meter lange, sechsspurige Brücke liegt am Korridor 10, von Budapest nach Athen, und führt somit den Balkan näher an Mitteleuropa heran. Gleichzeitig hat die neue Brücke auch die Schiffbarkeit der Donau verbessert, die den Korridor 7 bildet, der Atlantik und Schwarzes Meer verbindet. Dazu sagt, der Koordinator des EU-Stabilitätspaktes, Erhard Busek:

„Der Korridor 7 ist auch eine Alternative zum LKW-Transport, nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch kostenmäßig. Interessanterweise ist es heute so, dass der Transport mit LkW etwa das Dreifache von dem kostet, als wenn man es mit Schifffahrt macht. Und es gibt Produkte, wo die Anlieferung einfach mehr Zeit zulässt, das hat eine ganz kardinale Bedeutung für die Region selbst; gerade wir Österreicher müssen interessiert sein, etwa für den Donauhafen Wien oder Enns oder Linz hat das eine entscheidende Bedeutung. Die Deutschen wiederum, sind beginnend ab Ulm äußerst daran interessiert.“

Der Stabilitätspakt hat sich sehr darum bemüht, den Bau der Brücke zu beschleunigen und die Mittel aufzutreiben. Doch bis die Donau wirklich zu einem wichtigen europäischen Wasserweg werden kann, bleibt noch viel zu tun, betont Erhard Busek:

„Wir werden jetzt im Donau-Kooperationsprozess daran arbeiten, dass entlang der Donau sich etwas tut, etwa hinsichtlich der Logistik, wir brauchen eine Vertiefung der Fahrtrinne, eine Zusammenarbeit der Häfen, wobei die Hafenanlagen meistens total veraltet sind; und selbstverständlich gibt es auch eine Reihe von ökologischen Fragen, die hier gelöst werden müssen; es liegen etwa hundert Schiffe aus den verschiedenen Kriegszeiten am Boden der Donau, und gehören entsorgt. Es zeigt natürlich auch, dass die Donau streckenweise ein tragischer Strom für Europa im 20. Jahrhundert gewesen ist.“

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