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Schriftsteller Dragan Velikic neuer Botschafter Serbiens in Wien

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Berichte Serbien
In Wien tritt kommende Woche Dragan Velikic sein Amt als neuer Botschafter des Staatenbundes Serbien-Montenegro an. Sein Beglaubigungsschreiben hat er Bundespräsident Heinz Fischer gestern überreicht. Doch Dragan Velikic ist kein Karrierediplomat, sondern von Beruf Schriftsteller. Denn in Serbien-Montenegro ist der Aufbau des diplomatischen Korps auch fünf Jahre nach dem Sturz von Slobodan Milosevic noch immer nicht abgeschlossen. Dass muss nicht immer ein Nachteil sein, denn Dragan Velikic etwa ist ein guter Kenner Österreichs. Sieben Romane hat er bisher veröffentlicht und alle wurden auch ins Deutsche übersetzt. In Belgrad hat unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit dem Schriftsteller Dragan Velikic über sein neues Amts als Botschafter und über seine Beziehungen zu Österreich gesprochen. Hier sein Bericht:

Die engen geistigen Beziehungen zwischen Serbien und Österreich haben eine lange Tradition. So lebte der Vater der serbischen Schriftsprache, Vuk Karadjic am Beginn des 19. Jahrhunderts in Wien und veröffentlichte dort auch die erste serbische Grammatik. Wien hat der für die geistige Elite Serbiens eine starke Anziehungskraft; das gilt im Falle des neuen Botschafters von Serbien-Montenegro, Dragan Velikic, auch für die österreichische Literatur:

„Ich kann sagen, dass ich Musil, Broch, Canetti, Josef Roth, Thomas Bernhard als meine literarischen Vorfahren betrachte. In meinen Romanen spielt die Stadt Wien eine wichtige Rolle. Vor drei Monaten hat der Berliner Verlag Ullstein meinen Roman über Wien herausgegeben. Der Titel ist: „Lichter der Berührung“. Das ist eine Geschichte über serbische Emigranten in Wien im Jahre 1993.“

In dieser Zeit des Zerfalls des alten Jugoslawien hat Velikic auch selbst in Wien gelebt und gearbeitet. Doch die meisten seiner Werke sind in Serbien entstanden und dann ins Deutsche übersetzt worden. Dazu zählt auch der Roman „Dante Platz“; er wurde im Dezember 1999 auch im „Literarischen Quartett“ im Fernsehen vorgestellt. Der 52-jährige Velikic studierte in Belgrad Vergleichende Literaturwissenschaft und begann mit 27 Jahren zu schreiben. Seine Romane spielen geographisch und auch geistig alle in Mitteleuropa oder im alten Österreich. Das ist für den Autor kein Zufall, wie Velikic betont:

„Ich bin in Belgrad geboren, aber in Istrien, in Pula, aufgewachsen. In dieser Stadt gibt es Spuren Österreich, nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Mentalität. In meinem Roman „Dossier Domaszewski“, der in deutscher Sprache voriges Jahr herausgegeben wurde, ist der Hauptheld Viktor Domaszewski, Marineoffizier der K. und K. Monarchie. Das ist eine Geschichte von der Zeit Österreichs in Istrien.“

Zum Schreiben wird Dragan Velikic in den kommenden vier Jahren als Botschafter in Österreich nur wenig Zeit finden. Denn es gilt die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen weiter zu intensivieren, und außerdem soll der Balkan während der EU-Präsidentschaft Österreichs im nächsten Jahr eine zentrale Rolle spielen. Velikic sieht Österreich daher auch als Brücke für Serbien auf dem Weg Richtung EU. Über seine neue Rolle als Botschafter sagt er:

„Die Tatsache, dass jemand Literat ist, ist an sich keine Empfehlung für den diplomatischen Dienst. Ein Schriftsteller ist von Natur aus ein Beobachter und kein Protagonist. Aber ich komme nicht zufällig nach Österreich. Ich lebte in Wien, ich kenne viel Persönlichkeiten aus dem kulturellen und politischen Leben Österreichs. Ich vertrete die Kultur meines Landes in Österreich also inoffiziell mehr als ein Jahrzehnt. Ich denke genügend die Mentalität und die Kultur ihres Landes zu kennen, um bescheiden zur Förderung der Beziehungen unserer zwei Länder beitragen zu können.“

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