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Südosteuropa und der Menschenhandel

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Berichte Serbien
Die Opfer des Menschenhandels werden immer jünger. Nach Schätzungen sind weltweit ein bis zwei Millionen Kinder und Jugendliche Opfer dieser modernen Form der Sklaverei. Doch all diese Schätzungen sind sehr ungenau, weil die Dunkelziffer sehr hoch ist. Das gilt auch für die Lage auch am Balkan, wo Justiz und Polizei noch vielfach nicht gelernt haben, mit dieser Form der Kriminalität umzugehen. Diese Defizite zu verbessern ist ein Anliegen der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. OSZE-Sonderbeauftragte für den Kampf gegen den Menschenhandel ist die Österreicherin Helga Konrad. Mit ihr hat unsere Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz in Belgrad gesprochen und folgenden Bericht gestaltet:

Zu den Erfolgen der Balkan-Länder im Kampf gegen den Menschenhandel zählen eine verstärkte regionale und internationale Zusammenarbeit, die bessere Kooperation zwischen Polizei und Justiz, aber auch die Tatsache, das entsprechende Strafbestimmungen erlassen wurden. Getan wird auch etwas für die Unterbringung von Opfern, doch das ist für die OSZE-Sonderbeauftragte Helga Konrad noch nicht genug:

„Es gibt Häuser wo Opfer kurzfristig hier untergebracht werden können. Meistens werden sie dann, wenn die Papiere bereit sind, wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Wir glauben, dass das nicht die Lösung ist, denn von Untersuchungen wissen wir, dass bis zu 50 Prozent diese Opfer wieder in den Kreislauf von Menschenhandel zurückkommen. Also plädieren wir für eine Langzeitbetreuung.“

Darunter versteht Konrad Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für die Opfer. Wenn sie bereit sind, als Zeugen auszusagen, müssen diese Frauen vielfach auch monatelang auf einen Prozess gegen Menschenhändler warten, und diese Zeit gilt es zu nutzen und zu überbrücken. 5000 Opfer von Menschenhandel konnten 2004 in Südosteuropa identifiziert und befreit werden. Doch Konrad schätzt, dass überhaupt nur ein Drittel der betroffenen Frauen in der Region als Opfer erkannt werden. Zu diesem und zu anderen Problemen am Balkan sagt Konrad:

„Die Probleme sind, dass die Polizei immer noch nicht entsprechend ausgebildet ist, um eben Opfer von Menschenhandel zu erkennen. Vielfach wird alles möglich verwechselt. Hinzu kommen Justiz und Richter, die mit dem Phänomen Menschenhandel noch nicht entsprechend umgehen können und ein Problem ist sicher auch einen Opferschutz bereit zu stellen.“

Dazu zählt der Schutz der Zeugin vor, während und nach dem Prozess. Hier geht es auch darum, Gastländer zu finden, die bereit sind Opfer aufzunehmen und ihnen eine neue Identität zu verschaffen. Zu den Problemen am Balkan zählen natürlich Korruption bei Polizei, Justiz und auch Fälle, wo politische Eliten in den Menschhandel involviert sind. Als Kunden involviert sind auch Ausländer, die als Internationale oder Soldaten im Kosovo oder in Bosnien sind. Daher arbeiten Konrad und die OSZE auch mit der NATO und mit Entsendestaaten zusammen, um das Bewusstsein zu stärken, dass der Balkan von Menschenhändlern nicht nur zum Transport genutzt, sondern auch als Markt betrachtet wird, und es daher die Nachfrage ebenfalls zu bekämpfen gilt.

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