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Milosevic beginnt mit Verteidigung in Haag

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Berichte Serbien
Vor dem Kriegsverbrecher Tribunal in Den Haag beginnt heute der zweite Teil des Prozesses gegen den ehemaligen jugoslawischen Präsiden Slobodan Milosevic. War in den ersten zwei Jahren des Prozesses die Anklage am Wort, so wird nun Milosevic selbst seine Sache vertreten. Er verteidigt sich vor Gericht selbst und wird in den kommenden Monaten seien Entlastungszeugen präsentieren. Milosevic muss sich vor dem Tribunal in Den Haag im Zusammenhang mit den Kriegen in Kroatien, in Bosnien und im Kosovo wegen Völkermordes und Kriegsverbrechen verantworten. Über die heute beginnende Verteidigung von Slobodan Milosevic berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Das Haager Tribunal hat festgelegt, dass Slobodan Milosevic am ersten Tag seiner Verteidigung bis zu vier Stunden Zeit hat, seine Sicht der Dinge zum Kosovo-Krieg und zum Zerfall des ehemaligen Jugoslawien darzustellen. Anschließend wird eine Sitzung über prozedurale Fragen stattfinden, bei der auch Milosevics Ärzte gehört werden. Milosevic leidet unter hohem Blutdruck und daher musste der Prozess bereits mehrmals verschoben werden. Die Richter haben daher zu entscheiden, ob sie für Milosevic einen Pflichtverteidiger nominieren, der den Angeklagten im Krankheitsfall vertritt. Das hat Milosevic bisher stets abgelehnt. Er verteidigt sich selbst, doch hat er drei Kanzleien mit 15 Rechtsanwälten unter Vertrag, die ihn beraten und ihm auch bei der Auswahl der Zeugen geholfen haben. Ihre Einvernahme soll Mitte September beginnen. Zu den Zeugen zählen werden führende ehemalige Geheimdienstoffiziere aus Frankreich und Russland sowie der ehemalige russische Ministerpräsident Jevgeni Primakov. Als Zeugen beantragt wurden auch der frühere US-Präsident Bill Cl,inton und die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright. Ob Clinton und Albright vor Gericht erscheinen werden, hängt vom Tribunal und der amerikanischen Regierung ab, denn das Tribunal hat anders als nationale Gerichte nicht die Möglichkeit, derart hochrangige Zeugen zwangsweise vorführen zu lassen. Ursprünglich wollte Milosevic mehr als 1600 Zeugen laden. Doch nun werden es weniger als die Hälfte sein, weil ihm das Gericht statt 300 nur 150 Prozesstage für seine Verteidigung zugestanden hat. Das haben Milosevics Anwälte kritisiert, doch diesen Vorwurf weist der Sprecher des Haager Tribunals James Landale zurück:

„Herr Milosevic wird schließlich sogar mehr Zeit haben, seine Sache zu vertreten als die Anklage hatte. Denn die Anklage brauchte derart viel Zeit, weil Herrn Milosevic derart viel Zeit gegeben wurde, die Zeugen der Anklage ins Kreuzverhör zu nehmen. Doch nun wird die Anklage weit weniger Zeit haben, seine Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen. Daher wird Milosevic praktisch die gleich Zeit, vielleicht sogar mehr Zeit haben.“

Angesichts Milosevics angegriffener Gesundheit wird seine Verteidigung wohl etwa ein Jahr dauern. Das Verfahren erster Instanz dürfte somit bis zum Jahre 2006 dauern, doch mit einer Berufung ist zweifellos zu rechnen, und somit ist derzeit kein Ende des Milosevic-Prozesses in den Haag in Sicht.

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