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Porträt des neuen serbischen Präsidenten Boris Tadic

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Berichte Serbien
Serbien hat seit gestern einen neuen Präsidenten. Es ist dies der Reformpolitiker Boris Tadic, der sich in der Stichwahl klar gegen den Ultranationalisten Tomislav Nikolic durchgesetzt hat. Auf Tadic entfielen 54 Prozent der Stimmen, Nikolic erreicht 45 Prozent. 48 Prozent der 6,5 Millionen stimmberechtigten Serben gingen zur Wahl. Die Wahlbeteiligung lag damit höher als beim ersten Durchgang vor zwei Wochen. Wer ist nun dieser Boris Tadic? Dazu hat in Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz folgendes Porträt gestaltet:

Die Wahl von Boris Tadic zum Präsidenten ist für Serbien eine doppelte Premiere. So ist er der erste Präsident, der kein Mitglied der kommunistischen Partei Jugoslawiens gewesen ist. Zweitens wird mit Tadic praktisch erstmals der Präsident nicht von einer Regierungspartei gestellt. Denn der 45-jährige ist Vorsitzender der oppositionellen Demokratischen Partei. Das Amt verdankt der Belgrader dem Niedergang der Partei nach dem Mord an Ministerpräsident Zoran Djindjic, der Tadics Vorgänger als Parteichef gewesen ist. Wegen des Umfragetiefs vor der Parlamentswahl im Dezember 2003 wurde Tadic als Hoffnungsträger zum Spitzenkandidaten bestellt und erreichte noch ein gutes Ergebnis. Anschießend übernahm er die Parteiführung, obwohl er nicht der politische Ziehsohn von Djindjic gewesen ist. Zu eigenständig war Tadic, wobei der diplomierte Sozialpsychologe auch noch gut aussieht, groß gewachsen ist und ein ausgleichendes Wesen hat. Seine Parteiikarriere begann der Vater zweier Kinder im Jahre 1990. Nach dem Sturz von Milosevic war er Telekommunikationsminister und ab März 2003 Verteidigungsminister. Von diesem Amt trat er im März 2004 nach der Wahl von Vojislav Kostunica zum Ministerpräsidenten zurück. Mit Kostunica wird Tadic nun zusammenarbeiten müssen. Funktioniert die Zusammenarbeit, kann das die Reformen beschleunigen. Funktioniert sie nicht, wird der Konflikt das Reformlager weiter schwächen und die Ultranationalisten werden der lachende Dritte sein. Einen ersten Stimmungstest haben Tadic und Kostunica bereits in drei Monaten zu bestehen, denn dann finden in Serbien Lokalwahlen statt.

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