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Außenminister Vuk Draskovic in Wien

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Berichte Serbien
Der Außenminister des Staatenbundes Serbien-Montenegro, Vuk Draskovic kommt heute zu seinem ersten offiziellen Besuch nach Wien. Draskovic wird mit Außen-ministerin Benita Ferrero-Waldner zusammentreffen. Zentrales Thema ist der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Draskovic zählte zu den Gegnern der ersten Stunde von Slobodan Milosevic, doch war er während des NATO-Krieges vor fünf Jahren auch kurzzeitig in dessen Regierung. Der 58-jährige Draskovic galt auch als besonderer Spaltpilz in der demokratischen Opposition, die schließlich ohne ihn im Oktober 200 Slobodan Milosevic stürzte. In Belgrad hat unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit Vuk Draskovic gesprochen und folgenden Bericht gestaltet:

„König der Marktplätze“, so lautet der Spitzname von Vuk Draskovic. Erworben hat ihn sich der 58-jährige wegen seines Charismas und seiner flammenden Rhetorik, mit der er zu Beginn der 90iger Jahre zum einzigen Gegner von Slobodan Milosevoc aufstieg. Draskovic überlebte mehrere Attentate, deren Auftraggeber Milosevics Geheimdienst war. Trotzdem galt er in der zerstrittenen Opposition als besonders unzuverlässiger Bündnispartner, ein Umstand, den Milosevic lange zu nutzen verstand. Draskovic begann seine Karriere als Jungkommunist, war Journalist, Autor, Nationalist, ist nun Monarchist und Demokrat. Er führt die „Serbische Erneuerungsbewegung“ SPO, die auch der serbischen Regierung angehört. Zu seinen moralischen Prinzipien sagt Draskovic:

„ Ich bin Christ, ich glaube an Gott und zwar aufrichtig und tief. Mein politisches Credo ist, niemandem jemals etwas Böses zu tun, und dass der Mensch schließlich vor Gott so viel Anerkennung bekommen wird, so viel er Gutes getan hat, und so viel er Menschen vor Bösem bewahrt hat.“

Draskovic betont, dass Serbien die Verpflichtungen gegenüber dem Haager Tribunal erfüllen werde, nimmt das Wort Auslieferungen dabei aber nicht in den Mund. Dem Westen und der EU wirft er vor, im Kosovo Verbrechen albanischer Extremisten an der serbischen Minderheit weder verhindert noch ausreichend geahndet zu haben. Das habe auch zur Radikalisierung in Serbien beigetragen. Draskovic ist auch in Wien, um österreichische Investoren für Serbien werben. Doch die politische Lage ist dafür nicht günstig. Denn nach dem ersten Durchgang der Präsidentenwahl liegt der Kandidat der Ultranationalisten vor dem Reformer Boris Tadic in Front. Dazu sagt Draskovic:

„Buchstäblich alle demokratischen Kräfte müssen in den kommenden zwei Wochen eine starke Kampagne zur Unterstützung von Boris Tadic führen. Denn was ist die Alternative, was bedeutet die Serbisch Radikale Partei? Das bedeutet die Rückkehr in die Zeit von Slobodan Milosevic, in die Zeit des Bösen unter der Fahne von Slobodan Milosevic.“

Draskovic gibt an, dass ein Sieg von Tadic die Reformen in Serbien, die Lösung der Probleme mit Montenegro und damit auch die Annäherung an die EU beschleunigen werde. Ob dieser Tadic-Effekt tatsächlich eintritt bleibt abzuwarten. Erstens muss Boris Tadic erst gewinnen, und zweitens klaffen am Balkan Ankündigungen und Taten noch weiter auseinander als anderswo im zivilisierten Europa.

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