Serbien wählt

In Serbien wird heute das Parlament neu gewählt. Um die Stimmen der 6,5 Millionen Wähler werben 19 Listen. Doch nur acht Parteien haben Chancen, die bestehende Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden und ins Parlament einzuziehen. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz

Die Parlamentswahl wird die politische Landschaft in Serbien tiefgreifend verändern. Meinungsforscher sagen voraus, dass die großserbische Radikale Partei bis zu 25 Prozent erreichen und klar stimmenstärkste Kraft werden wird. Den zweiten Platz belegen dürften die gemäßigten Nationalisten des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica. Um den dritten und vierten Platz im Parlament kämpfen die beiden Reform-parteien G17Plus und die DS, die Demokratische Partei. Die DS stellte bisher den Ministerpräsidenten, doch von ihrer Regierungsbilanz sind viele Wähler enttäuscht. Sicher ins Parlament einziehen werden auch die serbischen Monarchisten und die Milosevic-Sozialisten. Schwierig werden dürfte die Regierungsbildung. Mit der großserbischen Radikalen Partei will niemand zusammenarbeiten, doch auch die gemäßigteren Parteien trennen programmatische Unterschiede und persönliche Animositäten. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr. Erste Ergebnisse werden für Sonntag Nacht erwartet.