Neue Anklagen gegen Serben aus Den Haag

Das Haager Kriegsverbrecher Tribunal hat heute vier neue Anklagen gegen hohe Offiziere der serbischen Streitkräfte und der serbischen Polizei veröffentlicht. Wegen Kriegsverbrechen im Kosovo angeklagt sind etwa der frühere Generalstabschef Nebojsa Pavkovic und Sretan Lukic, der derzeit stellvertretender serbischer Innenminister ist. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz

Angeklagt hat das Haager Tribunal zwei pensionierte Generäle der serbischen Streitkräfte sowie einen ehemaligen hohen Polizeioffizier, der sich ins Ausland abgesetzt hat und Sretan Lukic. Lukic ist als stellvertretender Innenminister der einzige noch im aktiven Dienst stehende Angeklagte. Alle vier hatten während des Kosovo-Krieges führende Funktionen inne. Ihnen werden unter anderem die Vertreibung albanischer Zivilisten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verletzung des Kriegsvölkerrechts vorgeworfen. Die Anklagen hat das Haager Tribunal bereits Ende September fertiggestellt, doch wurden sie erst jetzt veröffentlicht. Der serbische Ministerpräsident Zoran Zivkovic soll sich aber geweigert haben, die Anklageschriften entgegenzunehmen als Chefanklägerin Karla Del Ponte Anfang Oktober in Belgrad war. In Serbien ist die Zusammenarbeit mit dem Tribunal nach wie vor unpopulär und die Veröffentlichung der Anklageschriften trifft Belgrad zu einem politisch schwierigen Zeitpunkt. Mitte November wird ein neuer Präsident gewählt und die Regierung hat im Parlament praktisch keine Mehrheit mehr. Sollte sich die Angeklagten nicht freiwillig stellen, wird deren unausweichliche Auslieferung das politische Klima in Serbien zweifellos weiter belasten. Peinlich für Belgrad ist außerdem, dass Sretan Lukic erst jüngst mit einem hohen staatliche Orden für seine Verdienste geehrt worden ist.