Hilfswerk in Serbien
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Den Anlaß für diese vorweihnachtlichen Feier im Rathaus von Zenta bildet die Verteilung von 500 Paketen des „Hilfswerk Austria“ an bedürftige Kinder der Gemeinde. Die Stadt Zenta liegt an der Theiß, etwa 20 Kilometer von der serbisch-ungari-schen Grenze entfernt. 82 Prozent der 28.000 Einwohner der Gemeinde sind Ungarn. Mit Österreich geschichtlich verbunden ist Zenta durch den entscheidenden Sieg von Prinz Eugen über die Türken im Jahre 1697. Doch dieser Ruhm ist nicht zuletzt durch die Ära Milosevic verblaßt. Die aktuelle Lage schildert der Bürgermeister von Zenta, 33-jährige Attila Juhasz, so
„Wir verarbeiten landwirtschaftliche Güter. Doch hier in Zenta gibt es keine einzige Fabrik, die Zucker, Hefe oder Milch her-stellt, die mit einem Viertel ihrer Kapazität arbeitet. In dieser Region hatten wir etwa 10.000 Beschäftigte doch nun haben wir hier nur etwa 3 bis 4.000 Bürger, die Arbeit haben.“
Zu den großen Herausforderungen der Stadt zählt derzeit das Überwintern, denn trotz Hilfe durch die EU ist Heizmaterial knapp. Triste ist es auch um die Gesundheitsversorgung be-stellt. Das Krankenhaus der Stadt hat 330 Betten, doch nur 180 können angesichts der knappen Versorgungslage genutzt werden, obwohl der Einzugsbereich des Spitals 150.000 Bürger umfaßt.
Robert Fajka arbeitet als Frauenarzt am Krankenhaus in Zenta; zum Zustand des Gesundheitswesens sagt Fajka:
„Kurz, die Lage ist katastrophal. Während der vergangenen 10 Jahre sind wir auf ein Niveau herabgesunken, daß uns die grundlegenden Dinge fehlen, etwa Verbandsmaterial oder Medizin. Ich arbeite in einem Spital; dort ist es ein großes Problem, die Patienten mit entsprechenden Nahrungsmitteln zu versorgen, und das sind grundlegende Bedürfnisse, die wir kaum beschaffen können.“
Ein besonderes Problem bildet die Hygiene; für 330 Betten gibt es zwei alte Waschmaschinen, doch Waschpulver ist ebenso knapp, wie die medizinischen Geräte veraltet sind. So wird die Anästhesie mit einem Apparat durchgeführt, der 30 Jahre alt ist.
Die triste Gesamtlage in Zenta hat sich auch auf die Struktur der Bevölkerung ausgewirkt. Die Jungen und der aktive Teil der Bürger sind aus- oder abgewandert, die Alten sind geblieben. Im Krankenhaus werden pro Monat etwa 80 Kinder geboren, die Zahl der Abtreibungen ist mehr als doppelt so hoch. Denn für viele Ehepaare ist es erschwinglicher 350 Schilling für eine Abtreibung zu bezahlen als ein Kind groß zuziehen. Diese Lage wird sich auch negativ auf den serbischen Arbeitsmarkt auswir-ken, sollte es nach der politischen Wende auch zu einer Bes-serung der Wirtschaftslage kommen.
Die Lage der Kinder und damit der Familien zu verbessern zählt auch zu den Zielen des „Hilfswerk Austria“, das im ehemaligen Jugoslawien und in der ehemaligen Sowjetunion tätig ist. Die
Geschäftsführerin des Hilfswerks Austria, Heidi Burkhart, sagt zu den Plänen in Serbien:
„Ein Schwerpunkt werden die Kinder sein. Und zwar behinderte Kinder, kranke Kinder, Waisen. Also Kinder mit speziellen Bedürfnissen, wo wir gerade dabei sind im Detail zu idetifizieren.“
Von der österreichischen Regierung hat das Hilfswerk fünf Millionen Schilling erhalten, um Waisen- und Krankenhäuser sowie Behinderteneinrichtungen zu sanieren. Denn diese Hilfe soll ein erster österreichischer Beitrag dazu sein, um den Prozeß der Stabilisierung und Demokratisierung in Serbien nach dem Ende der Ära Milosevic zu fördern.