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Kulturtage in Belgrad

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In der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad sind gestern die Wiener Kulturtage eröffnet worden. Bis zum 5. Mai werden Symposien über Wissenschaft, Literatur, Musik sowie eine Ausstellung über „Wiener Graphik aus fünf Jahrhunderten“ veranstaltet werden. Zum Auftakt der Wiener Kulturtage wurde an der Belgrader Universität eine Österreich-Bibliothek eingeweiht. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Österreich-Bibliotheken haben in den Ländern Mittel- und Osteuropas seit dem Fall des Eisernen Vorhanges bereits Tradition. 45 derartige Bibliotheken gibt es bereits in 20 Ländern. In Jugoslawien bestehen derartige Einrichtungen bereits in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, und in Novi Sad in der Vojvodina. Zur Eröffnung der Bibliothek an der Universität Belgrad sagte Sektionsleiterin Monika Kalista:

„Die Grundausstattung einer Österreich-Bibliothek besteht aus 3500 Büchern, und zwar bilden sie einen Querschnitt durch Landeskunde, Geschichte, Rechtsfragen, Sozialwissenschaften, Philosophie. Alles, was eben ein Land ausmacht.“

Die Eröffnung der Bibliothek bildete nur den Beginn einer intensiven Darstel-lung österreichischen Geisteslebens in Belgrad. So werden an zwei Abenden im Mai zeitgenössische Literatur und Musik aus Wien und Belgrad präsentiert. Bereits in der letzten Aprilwochen werden in Zusammenarbeit mit dem Belgrader Filminstitut und der Jugoslawischen Kinothek Österreichische Filmtage verantsaltet. Dabei werden Spiel-, Dokumentar- und Experimental-filme gezeigt, wie etwa die Streifen Nordrand oder Jugofilm, die auch Gast-arbeiter-Schicksale beschreiben. Bereits heute beginnt in Belgrad auch ein Symposium, das das Verhältnis zwischen Österreich und Serbien zum Gegen-stand hat. Dabei wird auch der Generalsekretär des Außenministeriums Albert Rohan sprechen. Zu den historischen Beziehungen zwischen Wien und Belgrad sagt Rohan:

„Erstens ist es ein Fehler, wenn man von dem Mythos der ewigen Feindschaft zwischen den Österreichern und den Serben spricht. Das war viele Jahrhunderte völlig anders. Im vorigen Jahrhundert haben sich dann Gegensätze daraus entwickelt, dass Serbien sich vergrössern, expandieren wollte und daher fast automatisch entweder mit dem habsburgischen oder dem ottomanischen Reich zusammengestossen ist. In den letzten Jahrzehnten hat wieder eine sehr gute Beziehung bestanden zwischen Österreich und Jugoslawien. Wir waren durch die Neutralität auf der einen Seite und die Blockfreiheit auf der anderen Seite mit Jugoslawien eng verbunden. Erst in den letzten zehn Jahren durch das Regime hier in Belgrad ist eine gewisse Entfremdung entstanden. Aber jetzt freuen wir uns, dass aufgrund des demokratischen Wandels auch mit dem offiziellen Belgrad eine freundschaftliche Beziehung entstanden ist.“

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