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Österreichische Banken in Jugoslawien

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Zu den großen Herausforderung vor denen die Reform-Regierung in Belgrad steht, zählt auch die Reform des jugoslawischen Bankensektors. Etwa 90 Banken gibt es derzeit in Jugoslawien; die Gesamtkosten für deren Sanierung beziffert der jugoslawische Notenbankpräsident Mladjan Dinkic auf bis zu 100 Milliarden Schilling. Die Krise des Bankensektors macht Jugoslawien mit seinen etwa acht Millionen Einwohner aber auch zu einem interessanten Markt für ausländische Banken, denn das Vertrauen in die jugoslawischen Geldin-stitute ist gering und die Spargutrhaben werden vor allem unter sprichwörtlichen Matratze versteckt. Zu den Pionieren auf dem jugoslawischen Markt zählen wiederum die österreichischen Banken. Nach der Raiffeisenzentralbank und der Bank Styria hat seit gestern auch die Bank Austria eine Repräsentanz in Belgrad. Unser Jugoslawien-Korrespondent Christian Wehrschütz hat mit Vertretern dieser drei Banken über ihre Ziele sowie den jugoslawischen Markt gesprochen und folgenden Bericht gestaltet:

Text:

Vor allem die Raiffeisenzentralbank und die Bank Austria sind seit Jahren Jahren in den Reformstaaten Mittel- und Osteuropas auf Expansionskurs. Die in diesen Ländern gewonnen Erfahrungen sollen nunmehr auch genutzt werden, um im Jugoslawien der Nach-Milosevic-Ära schneller als andere Fuß zufassen. In Belgrad begründet Erich Hampel, Vorstandsmitglied der Bank Austria, den Einstieg in den jugoslawischen Markt auch mit dem erwarteten positiven Wirtschaftswachstum:

„Wir gehen davon aus, dass das durchschnittliche Wachstum bis zu fünf Prozent betragen kann. Wir werden in diese Bank zunächst einmal 15 Mio US Dollar Kapital hineinlegen.“

Der Betrag von 15 Millionen US-Dollar entspricht dem dreifachen des Grund-kapitals, das eine jugoslawische Bank ab erstem Juli halten muß. Wer diese fünf Millionen Dollar, umgerechnet knapp 70 Millionen Schilling, nicht aufbringen kann, verliert entweder seine Banklizenz oder wird unter Zwangsverwaltung der Nationalbank gestellt. Die Nationalbank hat ein Liste mit vier Kategorien von Banken erarbeitet, die von überlebensfähig bis völlig hoffnungslos erreicht. Die Namen der etwa 70 Banken auf dieser Liste sind bisher nicht veröffentlicht worden; doch daß Bankenzusammenbrüche in Jugoslawien der Wirtschaft massiv schaden könnten ist nicht zu erwarten. Denn die Firmen haben sich kaum über Bankkredite finanziert und die Privatkunden haben ihr Vertrauen bereits seit Jahren verloren. In diesen beiden Bereichen will die Bank Austria daher auch tätig werden, sobald die Lizenz für Vollbank in Belgrad erteilt wurde:

„Im Firmengrundgeschäft ist es zunächst die Betreuung, der großen internationalen Konzerne und die Betreuung der österreichischen und deutschen Firmen. Darüber hinaus die Betreuung der lokalen mittleren und größeren Firmen, die Export-orientiert sind. Im Privatkundengeschäft wollen wir zunächst beginnen mit dem Einlagengeschäft.“

Dieselben Ziele verfolgt auch die RZB, die Raiffeisenzentralbank, die jedoch bereits im Frühherbst ihre Tätigkeit als Vollbank aufnehmen will. Neben den jugoslawischen Privatkunden, die nach Schätzungen bis zu 70 Milliarden Schillingen horten sollen, hält Oliver Rögl von der RZB-Jugoslavia auch die Klein- und Mittelbetriebe für ein sehr interessantes Potential:

„Es gibt sehr viele Unternehmen, die sehr wohl überlebensfähig sind. Bereits jetzt sehr gute Absatzmärkte haben. Selbst in den letzten zehn Jahren, die wirklich schwierig waren laufend investiert haben. Es waren natürlich vorwiegend Unternehmen in privatem Eigentum.“

Den jugoslawischen Bankensektor beschreibt Rögl so:

„Eines der Probleme ist sicher die Tatsache, dass natürlich die Funktion oder auch die Bedeutung der Bnken in den letzten zehn Jahren stark abgenommen hat, die Anzahl der Mitarbeiter aber nicht im gleichen Ausmass zurückgegangen ist.

Etwa 36.000 Personen arbeiten in diesem Bereich; gemessen an europäischen Maßstäben und dem Geschäftsvolumen könnten bis zu 90 Prozent der Mitar-beiter jugoslawischer Banken abgebaut werden. Für sie will die Nationalbank einen Sozialplan ausarbeiten, an dem sich auch ausländische Banken beteiligen sollen, die jugoslawische Banken übernehmen wollen. Diesen Weg will die Bank Styria gehen, wobei ein geeigneter Kandidaten in den kommenden sechs bis neun Monaten gefunden werden soll. Zivota Ristic, der Leiter der Repräsen-tanz der Bank Styria in Belgrad, sagt über den jugoslawischen Finanzmarkt:

„Der jugoslawische Finanzmarkt ist sehr interessant. Er ist überhaupt nicht gedeckt mit neuer Technologie, mit neuem Bankimage, neuem Bankhaus. Professionelle entwicklung. Und wir sehen in diesem Sinne eine große Chance, dass dieser Mrkt voll mit Neuigkeit im Bankbereich gedeckt könnten werden.“

Schätzungen horten zwischen 20, 50 oder sogar 70 Milliarden Schilling unter der Matratze.
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