Jugoslawien Lage
Radio
Ö2Ö3
Berichte Serbien
„Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will !“ Nach diesem Motto versucht die Opposition Slobodan Milosevic in Serbien zum Nachgeben zu zwingen. So kündigte ein Vertreter der Opposition an, ab heute sieben Uhr früh werde Serbien zum Stillstand kommen. Nur eine Notversorgung in Krankenhäusern und bei der Post bleibe gewährleistet. Ob diese Ankündigung realistisch oder zu vollmundig war, wird erst in einigen Stunden abschätzbar sein. In Belgrad halten die städtischen Verkehrsbetriebe einen zweistündigen Warmstreik ab, Museen, Schulen, Theater und Universitäten sollen ebenfalls bestreikt werden. Bereits am Wochenende ist es zu ersten Streiks und
Straßenblockaden gekommen, an denen sich Tausende Serben
beteiligten. Autofahrer und oppositionelle Demonstranten blockierten für kurze Zeit wichtige Kreuzungen, und Tausende von Menschen protestierten in den Straßen. Die Polizei griff nicht ein; sie umstellte jedoch am Abend den größten Kohletagebau des Landes in Kolubara, der bestreikt wird. Kolubara ist bisher eines der wenigen Unternehmen mit großer volkswirtschaftlicher Bedeutung, die bestreikt werden.
Auf diplomatischer Ebene bemüht sich heute der UNO-Sonder-gesandte für Menschenrechte Jiri Dienstbir in Belgrad um eine Lösung. Dienstbir hat im Zusammenhang mit der Kosovo-Krise bereits mehrere Male in Belgrad verhandelt; er befürwortet ebenso wie die Opposition eine Neuauszählung der Stimmen; diesem Begehren dürfte Slobodan Milosevic derzeit kaum zustimmen, denn er setzt auf seinen Sieg im zweiten Durchgang der Präsidentenwahl, den die Opposition boykottieren will, wenn sie ihn nicht verhindern kann.