× Logo Mobil

OMV und Infrastruktur in Serbien

Radio
Früh Journal
Berichte Serbien
In Serbien gab es gestern am späten Nachmittag eine Österreich- Premiere besonderer Art. Auf der Autobahn von Belgrad nach Nis wurde die erste OMV-Tankstelle feierlich eröffnet. Noch heuer will die OMV weitere 12 Tankstellen in Betrieb nehmen, insgesamt sollen es in Serbien 100 sein. Der Konzern will in Serbien 150 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren investieren. Die OMV trägt damit auch zur Verbesserung der Infrastruktur bei, die in Serbien in besonders schlechtem Zustand ist. Straßen, Schienennetz, E-Wirtschaft und Telekommunikation sind veraltet; jahrelang fehlte das Geld für Neuinvestitionen und die Bombenangriffe der NATO richteten im Kosovo-Krieg noch zusätzliche Schäden an. Seit dem Sturz von Slobodan Milosevic hat vor allem die EU viel Geld investiert, denn ohne Modernisierung der Infrastruktur ist nicht nur das Überleben der Reformregierung fraglich, sondern auch die Anbindung des Balkan an Europa nicht zu erreichen. Über die Pläne der OMV und zur tristen Lage der Infrastruktur in Serbien hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz den folgenden Bericht gestaltet:

Volksfeststimmung bei der Eröffnung der OMV-Zwillingstankstellen 100 Kilometer südlich von Belgrad. Die Tankstellen sind die größten in Serbien; sie verfügen über modernste Um-weltstandards sowie über Duschräume für LkW-Fahrer und bewachte Parkplätze. Natürlich gibt es auch einen Supermarkt mit vorwiegend serbischen Waren und ein Wiener Kaffeehaus. 30 Serben werden pro Tankstelle beschäftigt. Der stellvertretende OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss betont daher auch die künftige Bedeutung des Konzerns als Arbeitgeber in Serbien:

„Wenn sie davon ausgehen, dass wir davon ausgehen in den nächsten Jahren in Serbien an die 100 Tankstellen zu eröffnen, dann heißt das Arbeitsplätze für cirka 3000 Leute, die wir dann hier indirekt beschäftigen nebst dem eigenen Personal von 50 Leuten.“

Die OMV-Zwillingstankstelle liegt an einem Verkehrsweg, dessen Bedeutung in den kom-menden Jahren stetig steigen wird. EU und Serbien sind bestrebt so rasch wie möglich durch-gehende Autobahnverbindungen von Kroatien nach Griechenland und von Ungarn nach Griechenland zu bauen. Dazu hat die EIB, die Europäische Investitionsbank, bereits einen Kredit von 60 Millionen Euro gewährt. Doch allein die Kosten für den Vollausbau der Auto-bahnverbindung von der ungarisch-serbischen bis zur serbisch-mazedonischen Grenze werden auf 800 Millionen Euro geschätzt. Warum diese Autobahn so teuer ist, erläutert Miroljub Labus, der stellvertretende jugoslawische Ministerpräsident, so:

„Am teuersten ist der Teil durch die Gredelicka Enge. Bei diesen 35 Kilometern kostet jeder Autobahnkilometer fünf Millionen Euro, so daß allein dieser Abschnitt zwischen 150 und 200 Millionen Euro kostet. Bis zu den Olympischen Spielen im Jahre 2004 in Griechenland werden wir versuchen, diese 35 Kilometer zu modernisieren und dreispurig auszubauen; doch der Rest der Strecke soll eine normale Autobahn sein.“

Der Hauptgrund für den katastrophalen Zustand der Infrastruktur liegt jedoch in der jahr-zehntelangen Vernachlässigung, obwohl auch die Bombenangriffe der NATO beträchtliche Schäden angerichtet haben. So ist das Schienennetz in Serbien 3500 Kilometer lang; nur etwa 20 Prozent sind elektrifiziert. Umfassende Instandsetzungsarbeiten erfolgten in den vergan-genen 25 Jahren nur bei 30 Prozent der Geleise. Fast 10 Prozent des Netzes muß erneuert werden, an mehr als 100 Stellen gelten Geschwindigkeitsbeschränkungen von 20 bis 40 Kilometern pro Stunde.

Absolute Priorität hatte nach dem Sturz von Slobodan Milosevic die Stabilisierung der Ener-gieversorgung. Schließlich galt es die Serben über den Winter zu bringen und die Reform-kräfte an der Macht zu halten. Mehr als 200 Millionen Euro hat die EU bereits in den Energie-sektor investiert; doch ein Ende ist nicht absehbar, betont in Belgrad Richard Zink, Leiter der Europäischen Wiederaufbauagentur:

„Der Erneuerungsbedarf ist immerhin noch enorm, es wurden ja quasi 10 Jahre lang kein Unterhalt gemacht. Das ist wie wenn ich ein Auto kaufe und jedes Jahr 100.000 Kilometer fahre und mit dem nie zur Werkstatt gehe. Wir sind jetzt dieses Jahr auch am Überholen von einem weiteren Kraftwerksblock. Da sind ungefähr 15 Mio Euro dafür vorgesehen. Das sind jetzt alles nur Überholungen von dem, was nicht gemacht war.“

Auch den Wiederaufbau der Donaubrücke bei Novi Sad wird die EU mit 40 Millionen Euro finanzieren; im kommenden Jahr soll die Donau dann wieder frei passierbar sein. Gewonnen hat die Ausschreibung für den Brückbau ein deutsches Unternehmen. Doch auch österrei-chische Firmen hoffen auf gute Geschäfte beim Wiederaufbau. Bei einer entsprechenden Fachmesse in Belgrad kam jeder 10. Aussteller aus Österreich. Vertreten war auch die Firma Krone. Ihr Vertriebsleiter Norbert Schnabl sieht in der Telekommunikation große Chancen:

„In Westeuropa ist der Standard, dass pro 100 Einwohner zwischen 55 und 60 Telefonanschlüsse existieren. Hier liegt die Rate – man vermutet – zwischen 13 und 18 Anschlüssen pro 100 Einwohner.“

Diese Zahl zeigt, wie weit der Weg Serbiens trotz wachsender Präsenz westlicher Firmen noch ist.
Facebook Facebook