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Keine Verschwörung im Djindjic-Mord

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Berichte Serbien
In Belgrad sind neue Spekulationen über die Verwicklung von Sicherheitsbeamten in den Mord an Ministerpräsident Zoran Djindjic aufgetaucht.Ausgelöst hat sie Djindjics ehemaliger Leibwächter Milan Verulovic, der beim Attentat schwer verletzt wurde. Verulovic sagte, unmittelbar vor der Ankunft Djindjics sei der Sicherheitschef des Regierungsgebäudes nicht erreichbar und auch die Tür des Gebäudes sei zu gewesen. Dieser Umstand könnte dem Scharfschützen das Zielen erleichtert haben und sei möglicherweise mehr als nur Schlamperei gewesen, lautet Verulovics indirekte Bot-schaft. Zu diesen Aussagen hat in Belgrad Christian Wehrschütz mit dem stellvertre-tenden Regierungschef Zarko Korac gesprochen, der die Rolle der Sicherheitsbeamten im Mordfall untersucht hat. Hier nun sein Bericht:

Mehr als 30 Zeugen hat die Kommission des stellvertretenden serbischen Regierungs-chefs Zarko Korac befragt, darunter Milan Verulovics, Djindjics Leibwächter sowie den Sicherheitschef des Regierungsgebäudes, der bereits abgelöst wurde. Dabei wurde auch untersucht, ob die Flügeltür des Regierungsgebäudes am Tag des Atten-tates offen oder zu und wo Sicherheitschef Milan Korpivica war. Denn die geschlos-sene Tür könnte dem Scharfschützen mehr Zeit zum Zielen verschafft haben. Doch diese Frage sei nicht mit Sicherheit zu beantworten, betont Zarko Korac:

„Es gibt drei verschiedene Aussagen. Koprivica sagte, er sei neben dem Tor ge-standen, das offen war, Veruovic sagt, das Tor war zu aber nicht verschlossen und Djindjics Fahrer sagt, dass das Tor zu war doch sagte er vor der Kommission, es sei möglich, dass jemand die Türflügel öffnete, als er sich abgewandte habe. Fraglich ist, wie wichtig das für das Attentat insgesamt war; ich halte es für weniger wichtig, denn leider war die Tür auch bereits früher nicht nur ein Mal zu, weil jemand seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat.“

Korac geht auch nicht davon aus, dass Sicherheitsbeamte des Regierungsgebäudes in den Mord Zoran Djindjic verwickelt waren:

„Die Kommission fand keine Hinweise dafür, dass eine bewusste Verschwörung existierte. Festgestellt haben wir aber Verantwortungslosigkeit, Schlamperei, schlechte Arbeitsleitung, Gewissenlosigkeit sowie Reibereien zwischen den Personen, die für Djindjics Sicherheit und für die Sicherheit des Regierungsgebäudes verant-wortlich waren. All das haben wir als Kommission festgestellt, aber nicht als Resultat einer großen Verschwörung, in die der Sicherheitsdienst des Regierungsgebäudes verwickelt war.“

Wie groß diese Nachlässigkeit war, zeigt der Unstand, dass auch nach dem Attentats-versuch Ende Februar mit einem Klein-LkW in Neubelgrad, keine zusätzlichen Maß-nahmen ergriffen wurden, um Zoran Djindjic besser zu schützen. Zarko Korac:

„Ich habe keine Antwort darauf, wie das gesamte System versagen konnte zwischen dem Attentatsversuch am 21. Februar und dem 12. März, als der Regierungschef ermordet wurde. Warum damals nicht alles geändert wurde, warum die Sicherheits-stufe nicht erhöht wurde, das ist das große, große Versagen jener, die Zoran Djindjic zu schützen hatten.“

Der Fahrer des Klein-LkW wurde sofort nach dem Attentatsversuch verhaftet, doch ließ ihn ein Richter unter fadenscheiniger Begründung vier Tag später wieder frei. Zarko Korac und seine Kommission haben der Justiz vorgeschlagen, diesen Vorfall zu untersuchen, doch geschehen ist bisher nichts. Warum das so ist? Auch darauf hat Korac bisher keine Antwort gefunden.

Unsere Kommission und die Regierung hat Justizministerium und dem Generalstaats-anwalt empfohlen eine juristische Untersuchung einzuleiten, um auf die Frage zu antworten, warum dieses Gericht so viele Anzeigen gegen den Klan von Zemun zurückgewiesen hat und warum diese Leute nicht früher verhaftet worden. Doch bis heute haben ich nicht gesehen, dass diese Untersuchung eingeleitet worden wäre.

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