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Milosvic-Klan

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Ö3
Berichte Serbien
Ab morgen steht Slobodan Milosevic vor dem Haager Tribunal vor Gericht. Der tiefe Fall dieses einst mächtigsten Politikers in Serbien hat auch seine Familie massiv getroffen. Ehefrau Mira Markovic, Sohn Mirko und Tochter Marija bildeten einst die Spitze eines mächtigen Klans, der nicht nur in Serbien über viel Geld verfügt haben soll. Über die Familie Milosevic berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Milosevics Ehefrau Mira Markovic gilt vielen Serben als der böse Geist des gestürzten srbischen und jugo-slawischen Präsidenten. Mira ist noch immer Vorsitzende der Partei JUL, der Jugoslawischen Linken. Doch mit dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit ihres Ehemannes ist auch die JUL praktisch in der Versenkung ver-schwunden. Mira Markovic gilt als sehr pressescheu; Interviews will sie nur geben, wenn mindestens einige Tausend Euro bezahlt werden, doch der journalistische Ansturm hält sich in engen Grenzen. Aus der Staats-villa im Belgrader Nobelviertel Dedinje mußte die Familie jüngst ausziehen. Doch auch der Belgrader Familiensitz verfügt über mehrere hundert Quadratmeter und ist so wie das Haus in der Heimatstadt Posarevac ein ansehn-liches Anwesen. In Posarevac ist die Familie jedoch nicht gerne gesehen. Die Unternehmen, die Sohn Marko einst in der Stadt besaß, sind verwaist. Die Diskothek Madonna ist ebenso geschlossen wie das Bambiland, ein Vergnügungspark für Kinder, den Marko ebenso betrieb wie einen Radiosender. Reich geworden sein soll Sohn Marko durch Benzin- und Zigarettenschmuggel; doch dazu kann er derzeit nicht befagt werden, denn Marko hat sich ins Ausland abgesetzt. Sein Sohn und seine Ehefrau werden auch von Mira Markovic betreut, die regel-mäßig auch ihren Gatten im Haager Tribunal besucht. Mirko galt als Frauenheld, hatte aber auch Komplexe. So klagte er gegenüber seinem Vater über seine abstehenden Ohren, ein Umstand der aus der Telefonabhörung der Familie Milosevic durch den kroatischen Geheimdienst hervorgeht. Nach Montenegro abgesetzt hat sich Tochter Maria; sie betrieb zu besseren Zeiten einst einen Fernsehsender in Serbien, den sie jedoch verkaufen mußte. Maria ist in Belgrad wegen der Schüsse auf Polizisten in der Nacht der Erstürmung der Milosevic-Villa angeklagt. Gut gehalten hat sich bisher Milosevics Bruder Branislav. Zwar wurde er als Botschafter in Rußland abgelöst, doch lebt er weiterhin in Moskau und gilt als möglicher Verbindungsmann zu Mirko. Unklar ist, was mit dem Vermögen der Familie Milosevic geschehen ist. Belgrad wirft dem Klan vor, bis zu 4,7 Milliarden Euro ins Ausland transferiert zu haben. Bisher wurden jedoch auf Schweizer Konten nur sechs Millionen Euro gefunden und gesperrt, die aus dem Umfeld von Milosevic stammen. Aus Belgrad für Ö3 Christian Wehrschütz.

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