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Milosevic und Kosovo

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Die neue Führung in Belgrad hat den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic zum ersten Mal mit Kriegsverbrechen im Kosovo in Verbindung gebracht. Demnach soll Milosevic den Auftrag erteilt haben, Kriegsverbrechen zu vertuschen. Milosevic ist aus diesem Grund vom inter-nationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt worden. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Ende März 1999 soll Slobodan Milosevic den damaligen serbischen Vlajko Stojilkovic und andere hohe Polizeioffiziere angewiesen haben, im Kosovo alle Spuren, die Beweise für verübte Verbrechen darstellen könnten zu beseitigen. Das gab in Belgrad der stellvertretende Leiter der serbischen Kriminalpolizei Dragan Karleusa mit. Daß versucht wurde, Verbrechen zu vertuschen, zeigt der Fall eines im Grenzgebiet zu Rumänien versenkten Kühlwagens. Fischer ent-deckten dieses Auto in der Donau Anfang April 1999 und vermuteten zunächst einen Unfall. Als der Wagen, der keine Autokennzeichen hatte, aus der Donau geborgen wurde, fand die Polizei darin mehr als 50 Leichen. Die Toten dürften aus dem Kosovo gestammt haben, denn auf dem Wagen wurde die Aufschrift Progres-Prizren entdeckt und Prizren ist jene Stadt im Kosovo, in dem nun das deutsche Kommando der Friedenstruppe KFOR stationiert ist. Die Leichen wurden dann in der Nacht mit einem LKW Richtung Belgrad und Novi Sad transportiert, wo der Wagen von einem bisher unbekannten Mitarbeiter des serbischen Innenministeriums übernommen wurde. Dort verliert sich auch die Spur der Toten, deren Begräbnisstätte bisher noch nicht gefunden wurde. Der Kühlwagen selbst, in dem sich die Leichen befunden hatte, wurde im rumä-nisch-serbischen Grenzgebiet gesprengt. Die gesamte Operation lief unter dem Decknamen „Tiefe 2“ ab, ein Codewort, das ebenfalls auf eine Vertuschungs-aktion hindeutet. Nach Angaben des serbischen Innenministers Dusan Michajlovic soll nach Abschluß der Untersuchungen entschieden werden, welche Art von Anklage gegen Slobodan Milosevic erhoben wird. Bis jetzt liege jedenfalls der Tatbestand der Spurenbeseitigung vor, so Michajlovic. Die serbischen Sozialisten haben die Vorwürfe gegen ihren Vositzenden Slobodan Milosevic zurückgewiesen. Sie sprechen von einer Desinformations-Kampagne der neuen serbischen Führung.

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